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Trisa - Täglich saubere Zähne

04.09.2017

Der erste Beitrag in unserer Reihe «Schweizer Lieferanten von BRACK.CH» widmet sich ganz dem Traditionsunternehmen TRISA. Aus einer einstmals kleinen Bürstenbinderfabrik im Suhrental, gegründet Ende des 19. Jahrhunderts, entstand eine Firmengruppe mit internationaler Bekanntheit. Über eine Million Zahnbürsten verlassen jeden Tag die Werke in Triengen. Doch wie wurde ein Unternehmen in einem kleinen Dorf so gross? Wir haben unseren beinahe direkten Nachbarn im Kanton Luzern besucht.

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Wie Pech und Schwefel: Die Brüder Adrian und Philipp führen die Trisa in der vierten Generation (Abb. 1)

Vor ziemlich genau 130 Jahren – nämlich am 25. August 1887 – haben sich sechs Männer in Triengen (LU) zusammen getan und die Bürstenfabrik AG Triengen gegründet. Heute wird die Trisa bereits in der vierten Generation von Adrian und Philipp Pfenniger geführt. In dem Schweizer Familienunternehmen, das idyllisch im Suhrental eingebettet liegt, werden Haar- und Zahnbürsten produziert, sowie Haushaltsgeräte und Accessoires vertrieben und Firmen- wie Familienkultur gelebt.

Damit Ihr einen Eindruck davon habt, wie gross das Unternehmen ist, habe ich Euch einige Zahlen zusammengestellt:

4fokussierte Kompetenzzentren
4Generationen
25-30

Prozent Neuprodukte

30Mitarbeitende Ende 19. Jhd.
80Exportländer
95Prozent werden exportiert
130Jahr-Jubiläum
191TRISA Artikel im BRACK.CH-Shop
235Millionen CHF Jahresumsatz
850Patent- und Designanmeldungen

> 1000

nationale und internationale Schutzrechte

1100Mitarbeitende aktuell
> 1000000produzierte Zahnbürsten pro Tag

Schweizer Geschichte aus dem Suhrental

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Ferdinand «Bürstenferdi» Kost wird 1887 der erste Werkmeister der Bürstenfabrik AG Triengen (Abb. 2).

Einige dieser Zahlen mögen nichtssagend erscheinen, doch bringt man sie in einen chronologischen Zusammenhang, wird einem klar, was in diesen 130 Jahren alles im luzernischen Triengen geschehen ist. Obwohl die Bürstenfabrik bereits 1887 gegründet wurde, gab Trisa – wie die Firma seit dem Namenswechsel 1948 heisst – ihre allererste Zahnbürste erst 1903 heraus. Seither hat sich vieles verändert. In den über hundert Jahren ist die Belegschaft von ursprünglich 30 auf über 1100 Mitarbeitende angewachsen. Auch heute noch stammt jede Trisa Handzahnbürste aus Triengen – Swissness also nicht nur dem Namen nach. Dieser wurde übrigens von der kleinen Ortschaft abgeleitet: ein Zusammenschluss zwischen Triengen und der Abkürzung für Aktiengesellschaft auf Französisch.

Die Firma wächst schnell und führt 1908 einen Artikelkatalog mit 196 Bürsten für die Haar- und Körperpflege sowie Bürsten für die Landwirtschaft. Mechanisiert wird aber erst zwei Jahre später mit einer hydraulischen Produktionsmaschine. Auch die nächsten Jahre sind geprägt von Wachstum, Sortimentserweiterungen, Ausbau der eigenen Infrastrukturen, Neustrukturierung der Firmenkultur und der Übernahme der Bürstenfabrik Ebnat-Kappel AG 1989 (Quelle: Trisa History). Bis heute verzeichnen die «Trisaner», wie sie sich selbst bezeichnen, 850 Patent- und Designanmeldungen, die alle aus dem eigenen Haus stammen und den Umsatz in den letzten 40 Jahren verzwanzigfachen.

Zeiten der Kritik

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1903: Die erste Trisa Zahnbürste wurde im Handeinzugsverfahren produziert (Abb. 3)

«Wer mit Freude etwas tut, der leistet mehr.» Diese Überzeugung (Quelle: Mitarbeiter motivieren – aber wie? S. 6) lebt der ehemalige Chef Ernst Pfenniger-Unternährer der Trisa AG und führt 1964 ein neues Managementsystem ein: die Erfolgsbeteiligung. Zuvor sind die Mitarbeitenden im Akkordlohn bezahlt worden. Knappe vier Jahre später folgt die soziale Gleichstellung und nochmals vier Jahre darauf werden die Mitarbeitenden zu Firmenbeteiligten, die von da an ungefähr 30 Prozent der Firmenaktien inne haben. Ab 1973 setzt sich der Trisa Verwaltungsrat aus Mitgliedern der Familie Pfenniger und aus Mitarbeitenden zusammen.

Während die Entwicklungen und Bestrebungen Ernst Pfennigers aus heutiger Sicht als fortschrittlich betrachtet werden können, sind seine Zeitgenossen – vermutlich auch Konkurrenten – nicht begeistert und bezeichnen ihn als «Kommunist aus dem Surental» (Quelle: Finanz und Wirtschaft).

Menschen sind das Herz der Firma

Ernst Pfenniger geht es seit jeher um den Menschen hinter der Maschine respektive hinter der Bürste. Das macht nicht nur seinen Charme als Chef aus, sondern führt die Firma durch Wirtschaftskrisen und den Kalten Krieg bis ins neue Jahrtausend. Auch seine Söhne wachsen mit der Firma auf, arbeiten seit 1989 respektive 1994 mit und erleben den menschenfreundlichen Umgang ihres Vaters mit den Trisanern. Es muss erstaunlich gewesen sein, wie der drahtige Mann alle 1000 Mitarbeitenden mit Vornamen angesprochen hat. Deswegen erstaunt es nicht, dass Adrian und Philipp immer wieder betonen, wie wichtig die Menschen für Trisa sind: «Mit den besten Maschinen in den schönsten Gebäuden, aber ohne Team, das begeistert seine Aufgabe erledigt, wird man langfristig keinen Erfolg haben.» (Adrian Pfenniger, Quelle: Mitarbeiter motivieren – aber wie? S. 6)

Ein Gruppen-Netz

Je weiter die Modernisierung beziehungsweise Automatisierung in derartigen Betrieben fortschreitet, desto schwieriger dürfte es aber werden, die Menschen dahinter nicht aus den Augen zu verlieren. Über die Jahre ist aus der «Bürsti» ein grosser Betrieb mit sechs Unternehmen geworden: Trisa AG, Trisa Accessoires AG, Trisonic AG, Trisa Electronics AG, Trisa Bulgaria GmbH und Ebnat AG.

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Ihr seht also: Trisa produziert nicht nur die allseits bekannten Zahnbürsten, sondern vertreibt Elektrogeräte, elektronische Zahnbürsten, Haarschmuck und Accessoires sowie Interdental- und Raumpflegeprodukte. Bezüglich der Zahnbürsten ist Trisa der Branchenleader in der Schweiz mit mehr als 1’000’000 produzierter Handzahnbürsten am Tag. Davon werden etwa 97 Prozent in über 80 Länder exportiert. Zusätzlich ist man Schweizer Marktführer im Haar- und Modeschmuck.

Zahnbürsten für die Gesellschaft

Die Zahlen und die Firmenkultur mögen beeindrucken. Und obwohl Trisa gross ist, schauen die beiden Brüder auch auf ökologische und soziale Faktoren. Zwar mögen die Maschinen in den Werken 24 Stunden und 7 Tage pro Woche laufen, doch Trisa setzt auf umweltfreundliche Massnahmen wie Solarstrom – jährlich werden 135’000 kWh Solarenergie erzeugt –, Wärmeverbund mit Gebäuden im Dorf oder Wärmerückgewinnung, Regenwassernutzung etc. (Quelle: Umweltbroschüre).

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Das alles ist die Trisa in Triengen… und noch viel mehr.

Adrian und Philipp Pfenniger nehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr und unterstützen benachteiligte Kinder mit 100’000 sogenannten Solidaritätszahnbürsten jährlich. Die Familie und das Unternehmen wurden am Family Award dementsprechend ausgezeichnet:

Was bedeuten Zahnbürsten?

Dass Zahnbürsten nicht einfach nur ein Pflegeprodukte sind, die jeder täglich braucht, ist vielleicht nicht ganz so trivial. Während unsereins vielleicht eine oder zwei Zahnbürsten bei sich zu Hause im Becher stehen hat, testen die Gebrüder Pfenniger regelmässig eine Vielzahl der eigenen Bürsteli: «Ich benutze etwa 20 bis 30 Zahnbürsten gleichzeitig», so Philipp Pfenniger.

Für die Pfennigers und die Trisaner sind die Zahnbürsten der Hauptbestandteil ihrer Arbeit, der sie mit Begeisterung und grosser Motivation nachgehen. Das war auch zu sehen beim privaten Rundgang im Werk. Voller Elan erklärte mir Christian Wipfli die Entstehung einer Zahnbürste Schritt für Schritt. Im Werk war es laut, und überall waren rotierende Roboterarme zu sehen, die die Griffe aus Granulat zusammenschmolzen und formten oder die Borsten in den Zahnbürstenkopf stanzten. Rund um die Maschinen wuselten die Techniker/innen und die Verpackungsmitarbeitenden. Es ist nichts dem Zufall überlassen und aufs genaueste getimet. Aber wer nicht im Werk zu Besuch sein durfte, kann es sich kaum richtig vorstellen. Es ist auf jeden Fall sehr eindrücklich, wie viele Arbeitsschritte für eine Zahnbürste nötig sind, die wir am Ende wenig wertschätzen…

Wie wichtig die Zahnbürsten sind, wird in den eigenen Werbespots ersichtlich:


Bi de Trisa

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Zu Besuch bei der Trisa: Gemäss den Hygienevorschriften gibt’s den Werkbesuch nur mit Haarnetz und Mantel.

Ich hatte das Glück, hinter die Fassaden der «Bürschti» blicken zu dürfen und verstehe nun den Zahnbürsten-Komplex. Und Ihr konntet doch – so hoffe ich – die Trisa aus einem anderen Blickwinkel kennen lernen und putzt Eure Zähne künftig mit einem Lächeln, das sagt «ich weiss, was alles i dere Zahbürste steckt». Und weil es bei den Pfennigers und den Trisanern hauptsächlich um die Menschen hinter den Bürsten geht, möchte ich mit einem Trisaner-Zitat schliessen: «Es gibt Trisa seit Generationen. Es soll Trisa noch Generationen geben.» (Quelle: Die Bürsten-Freaks)

Und: HAPPY BIRTHDAY, Trisa!





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WEITERE INFOS ZUR TRISA

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QUELLEN:

ABBILDUNGEN:
  • Abb. 1: Trisa Spirit Broschüre, online, S. 2 [Stand: 16.08.2017].
  • Abb. 2-3: Trisa Spirit Broschüre, online, S. 26-27 [Stand: 16.08.2017].
Alexandra Donat

Redakteurin BRACK.CH

2016 als Schnupperi gestartet und immer noch Schnupperi. Wie das geht? Ganz einfach: In meiner Tätigkeit als Redaktorin darf ich mich in ganz unterschiedliche Themenbereiche wortwörtlich hineinschnuppern und Neues testen, prüfen UND natürlich darüber schreiben. Super oder? Und sonst so, Hobbys? Bücherwurm und Wandersocke sein.

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