Im Test: Cricut Joy

Erste Eindrücke

Im Vergleich zu einem herkömmlichen Schneideplotter, hier im Bild der Cameo 3 von Silhouette, wirkt der Cricut Joy winzig. 

Mit seinen kompakten Abmessungen hat er auf Eurer Handfläche Platz, und dank seinem Design macht er sich gut auf jeglicher Oberfläche. Nicht ohne ist sein Gewicht: Mit 1,75 Kilogramm ohne Netzteil bringt er ordentlich etwas auf die Waage. 

Was kann Cricut Joy?

Einfach gesagt: Ihr füttert den Cricut Joy per Smartphone-App oder Computerprogramm mit einem Motiv Eurer Wahl. Das Motiv könnt Ihr selbst entwerfen oder Euch an populären Vorlagen orientieren. Das Gerät schneidet dieses Motiv dann aus einer Vielzahl verschiedener Materialien aus: Papier, selbstklebende Vinyl- oder Bügelfolie. Statt eines Schneidemessers könnt Ihr auch einen Stift einspannen und damit Motive malen oder schreiben. Mit den Stücken bastelt Ihr Glückwunschkarten, Sticker oder Aufbügler, kombiniert sie mit anderen Basteltechniken, verschönert und personalisiert damit Geschenke, Textilien oder Eure Lieblingsgegenstände.

Einrichtung

Als Erstes lade ich mir die Smartphone-App (iOS, Android) herunter und starte sie. Die App stellt über Bluetooth eine Verbindung zum Cricut Joy her und aktualisiert zunächst die Firmware. 

Dann darf ich mir ein Sujet für einen Probeschnitt aussuchen und einen Bogen Smart-Vinyl einlegen. Eine Schneidematte braucht es für dieses Material nicht. Dann kann es auch schon losgehen.

Und voilà, schon tapst der Bär auf der selbstklebenden Vinylfolie.

Das Ganze geht nur wenige Minuten. Cricut gelingt es hier wirklich, ganz ohne Computer, Schneidematten und Konfigurationen einen ganz leichten Einstieg ins Hobby Schneideplotten zu verwirklichen.

Mein erstes Projekt

Der Bär war nice. Aber jetzt will ich mehr! Jede Menge Inspiration und tolle Projekte gibt es direkt in der Cricut-App zu entdecken. Sujets sind dabei meist kostenpflichtig.

Ich habe mir für diesen Blogbeitrag stattdessen ein erstes kleines eigenes Projekt ausgedacht. Im Geschäft dürfen wir von der Redaktion alle dasselbe Notebookmodell nutzen. Die sehen alle gleich aus – es besteht Verwechslungsgefahr. Deswegen habe ich mir überlegt, mithilfe des Cricut Joy ein unverwechselbares Sujet auf den Deckel zu bringen, das auch noch hübsch aussieht und – natürlich, liebe IT – auch wieder rückstandsfrei zu entfernen ist, falls ich das Gerät zurückgeben muss. Ich bleibe beim selbstklebenden Smart-Vinyl-Material von Cricut, bei dem die Schneidematte überflüssig ist.

Schritt 1

Ich lade mir vom Medienbereich unserer Website das BRACK.CH-Logo herunter und in die Cricut-App hoch. Die App gibt mir die Möglichkeit, das Sujet zu bereinigen, damit wir der Cricut-Joy-Maschine später genau sagen können, wo sie schneiden soll. In diesem Fall soll Joy den Bereich zwischen dem äusseren Rahmen und den Buchstaben des Logos ausschneiden, ebenso natürlich die Innenräume der Buchstaben anstatt bloss rundherum. Das ist alles recht schnell erledigt.

Schritt 2

Nun platzieren wir das Sujet in unserem Projekt, ergänzen es mit weiteren Formen (in diesem Fall Text). Danach wählen wir das zu schneidende Material (in unserem Fall Smart Vinyl) sowie das zu ladende Werkzeug (das Standardmesser). 

Praktisch: Fürs Material Smart Vinyl von Cricut und viele andere Materialien hat der Hersteller bereits alle Einstellungen vorgenommen, um ein optimales Schneideergebnis zu erzielen. Wer mit anderem Material experimentiert, kann den anzuwendenden Schneidedruck und die Anzahl Schneidedurchgänge einstellen.

Für Smart Vinyl von Cricut können wir einfach die Einstellungen übernehmen, die Cricut bereits hinterlegt hat.

Auch können wir das Standardmesser verwenden. Ins Gerät lässt sich aber auch sehr einfach ein Filzstift einspannen, falls anstelle eines Schnitts das Nachzeichnen eines Sujets gefragt ist.

Deshalb können wir nach dem Einlegen der Vinylrolle auf «Go» respektive «Los!» tippen.

Schritt 3

Nun schneidet der Cricut Joy mein Sujet aus.

Schritt 4

Mit einem als Zubehör erhältlichen Hakenwerkzeug entferne ich vorsichtig die überschüssige Folie rund um die ausgeschnittenen Bereiche, die mich interessieren. Tipp: Kinder sollten sich hierbei anfänglich von ihren Eltern helfen lassen.

Schritt 5

Ich entscheide mich, nur mit dem Logo fortzufahren, schneide es mit der Schere grob aus. 

Nun könnte ich das Logo theoretisch wie herkömmliche Aufkleber direkt auf die Oberfläche aufkleben. Das ist dann aber nicht so leicht, alle Abstände zwischen den Buchstaben wie im Original-Logo einzuhalten. Deshalb rät mir die Schneideplotter-Expertin, Transferfolie zu nehmen. 

Diese Transferfolie schneide ich zu und klebe sie nun auf mein Sujet auf.

Mit dem ebenfalls als Zubehör erhältlichen Schaber drücke ich die Folie vorsichtig aufs Vinyl, so dass ich Luftbläschen weitgehend vermeide. Anschliessend ziehe ich das Trägerpapier der Transferfolie mit äusserster Sorgfalt ab.

Schritt 6

Jetzt kommt der grosse Moment: Ich kann das Sujet mithilfe der Transferfolie auf dem Deckel des Business-Notebooks anbringen. Auch hier ist wieder gefragt, sorgfältig zu arbeiten, um Lufteinschlüsse zu vermeiden und eine Verzerrung des Sujets zu verhindern.

Fertig!

Nicht schlecht für jemanden, der noch nie zuvor mit einem Schneideplotter hantiert hat, nicht wahr? 

Fazit

Ganz schön clever, liebe Cricut: Mit dem Cricut Joy, der App und dem «smarten» Zubehör macht Ihr es mir ziemlich leicht, Schneideplotten toll zu finden! Die Arbeit mit dem Cricut Joy ist der leichte Einstieg in ein schier unendlich komplexes, tiefgründiges und zufriedenstellendes Hobby. Er trägt seinen Namen zu Recht: Mir hat es Freude und Spass gemacht, ihn auszuprobieren. Und mir ist total bewusst, dass ich nur an der Oberfläche gekratzt habe vom Potenzial an wunderbaren Dingen, die Ihr damit realisieren könnt.

Im Vergleich zu anderen Schneideplottern, die entweder bis A4-Breite oder für geschäftliche Anwendungen gar bis zum Grossformat A3 plotten, beschneidet der Joy eine Fläche von maximal 13,9×600 Zentimetern. Das tönt nach wenig, reicht jedoch für viele Sujets aus. Damit könnt Ihr zum Beispiel auch schmale «Willkommen daheim»-Banner schneiden und zuhause aufhängen. Er ist ausserdem einiges leiser als herkömmliche Schneideplotter. 

Im Nachteil gegenüber seinen grösseren Brüdern ist er nebst der zu schneidenden Fläche bei der Auswahl an Bastelmaterialien. Die meisten grossen Modelle kommen mit dickeren, festeren Materialien klar, als dies beim Cricut Joy möglich ist. Modelle wie der Silhouette Cameo 3 können darüber hinaus zwei Werkzeuge gleichzeitig aufnehmen, also zum Beispiel in einem Arbeitsgang malen UND schneiden. Dafür ist der Cricut Joy nicht ausgelegt.

Was mir ferner positiv aufgefallen ist: Ihr müsst nicht die Materialien des Herstellers speziell für den Joy nehmen, um Eure Projekte zu verwirklichen. Dabei gibt es jede Menge zu experimentieren und zu tüfteln. Aber wenn Ihr zu den Cricut-Materialien greift, profitiert Ihr davon, dass sie auf die 13,9 Zentimeter Breite zugeschnitten sind. Einige davon, die sogenannten «Smart»-Materialien, benötigen auch keine Schneidematte. Einfacher geht's kaum! Schon nach kurzer Zeit verwirklicht Ihr mit dem Cricut Joy beeindruckende Karten, Geschenke und Dekorationen, die Eure Lieben beeindrucken.

Das führt uns zur Frage: Wer soll sich einen Cricut Joy kaufen? Eine klare Kaufempfehlung sei allen Privatpersonen ans Herz gelegt, die gerne einen einfachen Einstieg ins Schneideplotten suchen. Der Joy eignet sich auch für erfahrene Plotterinnen und Plotter – als portables, praktisches und preiswertes Zweitgerät, das man schneller verstaut und wieder hervornimmt als seine grossen Kollegen. Aber Vorsicht: Plotten kann süchtig machen! Wer diesem Hobby einmal verfällt, kommt nicht so einfach wieder davon los ... 

PS: Meiner Meinung nach ist das Gerät auch noch perfekt «instagrammable». Oder?