Xiaomis Amazfit GTS: ein eleganter Alltagsbegleiter?
Kennt Ihr die Fitnesstracker und Smartwatches von Xiaomi schon? Habt Ihr vielleicht sogar selber eine Amazfit Bip? Wir wollten wissen, was der schicke Nachfolger von Xiaomi – die Amazfit GTS – kann und haben das Modell in sanftem Gold auf den Vitaparcours ausgeführt, bei Wanderungen schwitzen lassen oder im Freibad untergetaucht.
Vielleicht erinnern sich einige von Euch noch an meine früheren Fitnesstracker-Testberichte. Unter anderem durfte ich damals die Amazfit Bip von Xiaomi testen (2018) und war begeistert von dem geringen Gewicht, dem Akku und den Funktionen und vor allem vom integrierten GPS. Wie halte ich es da mit dem Nachfolger Amazfit GTS aus oder umgekehrt?
Ein leichter Start
Bevor die Smartwatch respektive der Fitnesstracker – ich verwende die Uhr eigentlich nur ohne Benachrichtigungen vom Handy – verwendet werden und ich ins erste Training starten konnte, musste ich das kleine quadratische Gerät aufsetzen. Doch auch das funktioniert genau so einfach und intuitiv, wie wir uns das mittlerweile von allen unseren cleveren Gadgets gewöhnt sind. Erinnert Ihr Euch noch daran, als das Startklar machen eines neuen Computers oder Handys Ewigkeiten dauerte und die versteckten Einstellungen zuerst noch mittels Forum etc. gefunden werden mussten? DAS ist natürlich längst Geschichte.
Bei der Amazfit GTS geht's wie gesagt ganz leicht: App (iOS-Geräte | Android-Geräte) fürs Handy herunterladen und ganz rasch ist alles optimal eingestellt.
Wie wir es kennen, werden zunächst die wichtigsten Parameter eingestellt: Handgelenk, Grösse, Gewicht, Aktivitätsziele und so weiter. Nur so können die Trainings schliesslich richtig aufgezeichnet und der persönliche (Fort-)Schritt festgehalten werden.
Was ist der PAI-Wert?
Noch vor dem ersten Training hat mir die App erklärt, was das Training besonders effektiv machen würde: der PAI-Wert. Damit soll es möglich sein, den Körper und Kreislauf in Bewegung und Schwung zu halten. Das gesetzte PAI-Ziel kann dabei in nur zwei Tagen – mit energiegeladenem, intensivem Training – oder über sieben Tage hinweg erreicht werden. Danach sollte man aber darauf achten, dass der PAI-Wert ungefähr auf dem selben Niveau bleibt. Heisst, Ihr solltet «mässig, aber regelmässig» – wie mein Sek-Lehrer uns damals zum Lernen anhielt – trainieren. Das sorgt für eine gute Fitness und ein leistungsfähigeres Herz-Kreislauf-System.
Wenn man sich wirklich etwas daran hält und versucht, täglich oder in einem bestimmten Wochenrhythmus die Trainingseinheiten zu absolvieren, steigt der PAI-Wert kontinuierlich. Lehnt man sich im Schaukelstuhl zurück, sinkt er natürlich wieder. Von dem her waren die vergangenen Monate für mich eine Herausforderung, da ich tatsächlich meinen «cheibe grosse», inneren Schweinehund überwinden und joggen gehen musste. Beim Wandern war das natürlich kein Problem – aber hei, ich wollte den Tracker ja bei ganz unterschiedlichen Bedingungen und unter verschiedenen Trainings testen; hinterlegt sind nämlich ganze zwölf verschiedene Sportarten.
Die Amazfit GTS wird nass
Ja, ihr ahnt es: Joggen ist wirklich nicht meine favorisierte Freizeitaktivität. Und ebenfalls ja, ich mag den Vitaparcours weitaus besser als die langweilige Joggingrunde... Bei beidem hat die Uhr wacker mitgehalten oder wohl eher umgekehrt. Während ich mit einem hochroten Kopf nach Hause gekommen bin, lag sie weiterhin kühl auf meinem Handgelenk und liess sich von meinem Atemrhythmus nicht aus der Ruhe bringen. Der Tracker liegt ähnlich angenehm auf der Haut wie das Vorgängermodell, nur das Gewicht ist leicht höher mit 38.7 zu 32 Gramm. Fällt also praktisch nicht ins Gewicht.
Nach der Runde auf dem Vitaparcours oder am Fluss entlang, kann man sich auf der Uhr die ersten Auswertungen ansehen und nach dem Aktualisieren mit der App gibt es dann noch die detaillierten Zahlen und Diagramme (teilbar als Lang- oder Kurzbild). Was man damit macht, ist natürlich jedem dann selbst überlassen. Für mich war es vor allem wichtig zu sehen, dass ich konstant laufe und nicht zu schnell starte und dafür am Schluss nicht mehr vom Fleck komme. Beim GTS-Modell können vor dem Start noch etliche Einstellungen direkt über die Uhr vorgenommen werden wie das Aktivitätsziel, die Erinnerung, die automatische Pause und das Echtzeit-Diagramm.
Beim Schwimmen zum Beispiel kann man wählen, ob man im Pool oder im freien Gewässer unterwegs ist und beim Freibad die Länge der Bahn angeben. Als ich also im Freibad meinen Kilometer abstrampelte und im Kopf bei jedem Zug die Zahl der geschwommenen Längen vor mich hersagte, hatte die GTS keinerlei Schwierigkeiten, richtig zu zählen. Am Ende kam sie genau auf 1000 Meter und hat selber gemerkt, dass ich als unbeholfener Frosch (= Brustschwimmen) unterwegs war. Das heisst jetzt, ich muss nie mehr mühsam meine Längen zählen, was mir ungeahnt neue Möglichkeiten des Denkens während des Trainings eröffnet.
Das Wandern, das Wandern
Auch beim Wandern hat mir die GTS gute Dienste geleistet und meine körperlichen Anstrengungen in wundervolle, farbige Diagramme gepackt. Mit so einer Wanderung steigert man aber auch seinen PAI-Wert ungemein. Dank sei dem Tessin, denn wenn Ihr es aus eigenen Wanderungen schon kennt, wisst Ihr auch, dass es meistens direkt hoch und dann direkt auch wieder so viel nach unten geht. Wunderschön im Diagramm unten links zu sehen. Geschwitzt haben wir, in der Sonne gelitten haben wir und einen prächtigen Muskelkater vom Runterlaufen davon getragen.
Bei dieser Wanderung hatte ich das erste Mal die Option «Auto. Pause» eingestellt. Ich dachte mir, dass sei sicher noch lässig und ich müsse dann das Training nicht immer über die Uhr stoppen. Vor allem bei den sehr regelmässigen Trinkpausen unter der brennenden, sengenden Sonne oder beim obligatorischen Fotostopp. Auf der Wanderstrecke sind die Pausen als graue Punkte ersichtlich. Prinzipiell gut und genau, aber es vibriert halt auch immer wieder am Handgelenk, sobald man anhält. Das finde ich persönlich etwas störend, weshalb ich bei allen weiteren Trainings und Wanderungen lieber manuell auf Pause drücke. Totale Geschmackssache natürlich.
Gelungene Weiterentwicklung
Ihr könnt es Euch vermutlich schon denken: Ja, in meinen Augen ist Xiaomi mit der Amazfit GTS ein solides Nachfolgemodell der Bip gelungen. Da die Version mit zusätzlichen Features und mehr hinterlegten Sportarten sowie einem Aluminiumgehäuse daher kommt, ist sie rund 50 CHF teuer als die Vorgängerversion. Sieht aber dementsprechend etwas edler aus und lässt sich grad so gut im Alltag wie beim Sport verwenden. Akkutechnisch war ich auch sehr zufrieden, während der ganzen Testphase von circa vier Monaten musste ich die Uhr nur selten aufladen, habe sie dann vor allem für den Sport getragen.
Damit das Ganze wirklich einwandfrei funktioniert, muss aber das GPS aktuell sein. Ansonsten zeichnet es die messbaren Daten zwar auf, nicht aber die zurückgelegte Strecke – und das wäre dann doch gar schade. Habe ich am eigenen Leib erfahren müssen, aber rasch daraus gelernt:
Womit ich nicht ganz glücklich bin, sind die Höhenmeter. Vielleicht ist Euch bei den Diagrammen der Wanderung aufgefallen, dass es zwar die Differenz der Höhenmeter als grünen Berg anzeigt, aber das Kreisdiagramm darunter zeigt eine flache Strecke. Mein Muskelkater sagte natürlich etwas ganz anderes. Deshalb habe ich nachgemessen: Laut der Amazfit GTS haben wir «nur» etwa 1250 Höhenmeter hoch und runter zurückgelegt. Im Vergleich mit der Karte gibt es bizeli mehr Höhenmeter: 1478 hoch und 1468 runter.
Um Gewissheit darüber zu erlangen, wo und wann und wie stark das interne GPS von den Ausmessungen auf den Wanderkarten abweicht, müsste ich jetzt noch weitere empirische Daten erheben. Aber Tatsache ist: ich wandere, jogge und schwimme trotzdem gerne mit der Xiaomi Amazfit GTS und geniesse mit ihr die Momente, in denen ich nicht mehr an die Zahl der Längen oder an die Startzeit denken muss. Win-win-Situation und jetzt ab auf den nächsten Hügel!
Redakteurin BRACK.CH
2016 als Schnupperi gestartet und immer noch Schnupperi. Wie das geht? Ganz einfach: In meiner Tätigkeit als Redaktorin darf ich mich in ganz unterschiedliche Themenbereiche wortwörtlich hineinschnuppern und Neues testen, prüfen UND natürlich darüber schreiben. Super oder? Und sonst so, Hobbys? Bücherwurm und Wandersocke sein.
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