
Glasi Hergiswil: Wie aus Sand ein Kunstwerk wird
Quarzsand, Kalk und Soda – diese Grundzutaten braucht es für die Herstellung von Glas. Und natürlich handwerkliches Geschick. Davon besitzen die Glasbläser der Glasi Hergiswil im Kanton Nidwalden jede Menge. Seit über 200 Jahren stellen sie in der traditionellen Glashütte wunderbare Gegenstände aus dem filigranen Material her. Um die bewegte Geschichte der Glashütte und die besondere Handwerkstradition geht es hier.
Als 1817 in Hergiswil die Glashütte gegründet wurde, hätte wohl niemand gedacht, dass das Unternehmen heute – mehr als 200 Jahre später – immer noch Bestand hat. Karaffen, Schalen, Vasen oder Gläser - die Produkte der Glasi Hergiswil sind heute aus vielen Schweizer Haushalten nicht mehr wegzudenken. Aber fangen wir vielleicht noch mal ganz am Anfang an…
Eine kleine Geschichte der Glasi Hergiswil
Einen besseren Standort als das Ufer des Vierwaldstädtersees hätten die Gebrüder Siegwart in den 1810er-Jahren für ihre Glashütte kaum finden können: Mit der Seeschifffahrt boten sich optimale Transportmöglichkeiten für Rohstoffe und Waren. Rund um den See gab es ausserdem genug Wald, mit dessen Holz die Öfen der Hütte betrieben werden konnten. Die Glasi Hergiswil florierte.
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Ein Bild aus den frühen Anfängen der Glasi Hergiswil - im Hintergrund der Pilatus.
Doch nach dem Krieg wurde das Glas im Ausland vollautomatisch hergestellt, die Glasi Hergiswil verpasste den Anschluss an diese neue Technologie und hätte 1975 fast geschlossen werden müssen. Roberto Niederer, Glasbläser und langjähriger Kunde der Glasi Hergiswil rettete zusammen mit der Gemeinde Hergiswil, den Glasi-Lüüt und Glasi-Freunden den Betrieb vor dem Untergang. Der Rest ist Geschichte, eine gute Geschichte. 1988 übernahm Roberto Niederers Sohn Robert die Leitung der Glasi und übergab sie 2020 wiederum seinem Sohn Leandro.
Und heute?
Heute ist die Glasi Hergiswil ein modernes Unternehmen, das handwerkliche Tradition mit zeitgemässem Design verbindet. Neue Produkte werden zusammen mit den Glasi-Lüüt entwickelt, Qualität steht dabei immer im Vordergrund.
Und die Glashütte ist offen für alle, die sich vom Glas faszinieren lassen wollen. Den Glasbläsern bei ihrer Arbeit zuschauen, selbst einmal in die Glasmacherpfeife pusten oder den Weg aus dem Glas-Labyrinth finden – in der Glasi wird das alte Handwerk erlebbar.
Glas – ein ganz besonderer Werkstoff
Glas ist ungeheuer vielseitig einsetzbar: In der Industrie, der Medizin, im Alltag… Brillen, Computer- und Handy-Displays – ohne Glas undenkbar! Glas hat den Vorteil, dass es undurchlässig für flüssige Stoffe und die meisten Chemikalien und Säuren ist. Und: Es bleibt geruchs- und geschmacksneutral, egal mit welcher Substanz es in Berührung kommt.
Aber Glas ist nicht gleich Glas! Es gibt verschiedene Glassorten mit spezifischen Eigenschaften. Das Hergiswiler Glas ist ein gutes "Wirtschaftsglas" oder wie man in der Fachsprache sagt: ein "Kalk-Natron-Glas". Es besteht zu etwa 70% aus Quarzsand und jeweils etwa 10% aus Kalk und Soda. Dazu kommen noch andere Komponenten wie Borax, Pottasche und Tonerde. Quarzsand ist dabei für die eigentliche Bildung von Glas verantwortlich, Soda dient zur Reduktion der Schmelztemperatur im Ofen, und Kalk erfüllt seinen Zweck als Glashärter. Bei einer Temperatur von ca. 1600 Grad wird die Mischung im Ofen geschmolzen.
Auf die richtige Temperatur kommt es an
Glas lässt sich in weichem und hartem Zustand leicht bearbeiten. Allerdings ist es wichtig, während der Bearbeitungsphase eine möglichst konstante Temperatur zu halten. Aus diesem Grund arbeiten fast immer mehrere Glasmacher am gleichen Werkstück, das von Hand zu Hand gereicht wird. "Glasmacherplatz" heisst diese Team-Arbeit in der Glaser-Sprache.
Wichtigstes Werkzeug ist die Glasmacherpfeife. Sie besteht aus einem Metallrohr mit einem Mundstück und einem unterschiedlich geformten Pfeifenkopf. Ihn taucht der Glasmacher in die Wanne mit dem flüssigen Glas und entnimmt einen sogenannten "Posten" – eine bestimmte Portion. Damit es keinen hässlichen Klumpen gibt und sich die Glasmasse gleichmässig verteilt, muss die Glasmacherpfeife stetig gedreht werden. Durch das Blasen ins Metallrohr entsteht dann in mehreren Schritten die gewünschte Form.
Dazu können auch auf Formen aus Stahl oder Holz zu Hilfe genommen werden. Danach kommt das Glas in einen Kühlofen. Der ist nur noch 540°C Grad "kalt". Dort wird das Glas über Stunden laaaaaaangsam auf Zimmertemperatur abgekühlt. "Entspannen" heisst dieser Prozess. Danach werden die Produkte in polarisierendem Licht geprüft.
Mit Leidenschaft und handgemacht
In der Glasi Hergiswil werden all diese Schritte noch von Hand gemacht. Ein Prozess, der viel handwerkliches Geschick erfordert und die besten Glasbläser und Glasmacher zusammenbringt. Jedes Produkt ist somit ein Unikat uns etwas ganz Besonders.
Spannend, oder? Das findet SRF Kinderreporterin Olivia auch. Hier könnt Ihr sie bei ihrem Besuch in der Glasi begleiten!
Alle Glasi-Hergiswil-Produkte in unserem Sortiment
Redaktorin Contentmarketing/PR
Als Kind wollte ich meinen eigenen Zirkus gründen, am Ende bin ich Journalistin und Online-Redaktorin geworden. Das ist auch manchmal ein ganz schöner Zirkus… aber ich liebe ihn! Seit August 2021 jongliere ich mit Wort und Schrift fürs BRACK.CH Contentmarketing-Team.
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