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PrimeStation Pulsar – die Flüster-Workstation im Härtetest

21.03.2022

Die PrimeStation Pulsar vom Schweizer Hersteller Prime Computer verspricht die Leistung einer Workstation – und das komplett ohne Lüfter und Geräusche. Wie gut funktioniert das? Wir haben sie bis ans Limit getestet.

In der Schweiz hergestellt, CO2-neutral, lüfterlos, und leistungsstark obendrein – die Liste an Versprechungen, die uns der Hersteller vorsetzt, ist lang. Speziell ist der kleine Rechner schon, den uns der St. Galler Fabrikant Prime Computer hier auf die Testbank gestellt hat. Sein Gehäuse ist ein einziger, massiver Alu-Kühlkörper. Und das ist auch seine grosse Besonderheit: Obwohl ein starker Desktop-Prozessor verbaut ist, verzichtet er komplett auf aktive Lüfter. Damit ist er absolut geräuschlos. Aber ist die Passivkühlung stark genug, um den Performance-Prozessor auch unter Extremauslastung auf Wohlfühltemperatur zu halten? Welche Leistung kann man vom Rechner erwarten und für wen eignet er sich? Diese und andere Fragen wollen wir in diesem Blog beantworten.

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Der Lieferumfang: PC samt Netzteil, WLAN-Antennen und USB-C-Audioadapter

Der erste Eindruck

Schon beim Versuch, den Kompaktrechner aus seiner Recycling-Wellkarton-Verpackung zu befreien, fällt sein Gewicht auf. Obwohl er mit seinen Abmessungen von 9.1 x 22.5 x 20.3 cm klein genug ist, dass man ihn problemlos in einer Hand halten kann, wiegt er doch stattliche 4.3 kg. Optik und Haptik versprechen einen Premium-Rechner: Sein Gehäuse besteht komplett aus gebürstetem Aluminium in Mattschwarz. Gerade Linien mit fein abgerundeten Kanten, eine puristische Front mit mittig platziertem Startknopf und eine dezente, umlaufende LED-Beleuchtung verleihen dem Rechner einen futuristischen Look. Mit seinen beidseitigen Rillen wirkt er wie ein einziger, grosser Kühlkörper. Und genau das ist sein Gehäuse im Grunde ja auch. Wie bei allen PrimeComputer-Minirechnern ersetzt das von markanten Kühlrippen geprägte Gehäuse die Lüfter. Da keine Luft durchs Gehäuse geblasen wird, sammelt sich im Inneren auch kein Staub an – punkto Langlebigkeit ein riesiger Vorteil. PrimeComputer bescheinigt dem Rechner die Schutzart IP51. Zu Deutsch: Geschützt gegen Staub in schädigender Menge und Tropfwasser.

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Die Anschlüsse des PrimeStation Pulsar

Die Anschlüsse: modern, wenn auch nicht sehr zahlreich

Die Internet- und Netzwerkverbindung geschieht wahlweise über einen schnellen 2.5-Gigabit-Ethernet-Anschluss oder drahtlos über ax-WLAN (Wi-Fi 6). Das WLAN-Modul unterstützt auch den Bluetooth-5.2-Standard. Zwei digitale Videoausgänge (1x HDMI 2.1 und 1x DisplayPort 1.4) erlauben ab Werk ein Multi-Monitor-Setup. Die integrierte Grafikeinheit unterstützt bis zu drei Monitore. Dafür müsste man aber am DisplayPort-Ausgang ein Daisy-Chain-Setup mit zwei Monitoren in Serie anschliessen.

Bei den Audioanschlüssen gibt's das übliche Line-In/Line-Out/Mic-In-Trio. Hinzu kommt ein «Audio Type-C»-Anschluss, ein USB-C-Anschluss nur für Audio.

Normale USB-Anschlüsse hat der Rechner natürlich auch: Verbaut sind ein USB-2.0-Anschluss, der auch zum Flashen des BIOS dient, sowie vier schnelle USB-3.2-Anschlüsse der zweiten Generation. Davon sind drei im Typ-A- und einer im Typ-C-Formfaktor. Diese befördern Daten mit bis zu 10 Gigabit pro Sekunde, also mehr als genügend Bandbreite für USB-Hubs, sollte man mehr USB-Anschlüsse benötigen. Leider sind alle USB-Anschlüsse auf der Rückseite. Wer also schnell einen USB-Stick einstecken möchte, muss sich etwas verrenken.

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Die markanten Kühlrippen nehmen einen Grossteil des Rechnervolumens ein.

Er gibt keinen Mucks von sich

Würde die Beleuchtung beim Einschalten des Rechners nicht aufleuchten, wüsste man gar nicht, dass er läuft. Er gibt nicht das geringste Geräusch von sich. Kein Propeller, keine rotierende Harddisk mit knatternden Lese- und Schreibgeräuschen – dem Rechner fehlt es komplett an beweglichen Teilen. Und damit gibt es auch nichts, was Geräusche machen könnte. Für Arbeitsorte, wo Ruhe und Konzentration verlangt werden, macht ihn das natürlich sehr interessant.

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Die Leistung überzeugt

Unser Testgerät hat einen AMD Ryzen 7 PRO 5750G 8-Kern-Prozessor mit integrierter Radeon Vega 8 Grafikeinheit und 32 GB DDR4-Arbeitsspeicher. Den Zahlen nach erwarten wir gute Performance. Zum Test lassen wir ein paar Benchmarks laufen. Im ersten Durchgang verwenden wir Cinebench R23. Dieses Benchmark-Programm rendert ein Objekt unter Einbezug aller verfügbarer Prozessorkerne, ohne die Grafikkarte einzubeziehen. Es bescheinigt dem Prozessor einen Score von 12715 Punkten. Systeme mit gleichem Prozessor erreichen im Schnitt 12639 Punkte. Sehr gut – trotz Passivkühlung kann das System seine Hardware also gut ausnutzen. Im PCMark 10 Benchmark, welcher alltägliche Büroanwendungen simuliert, holt sich der Rechner eine sehr respektable Punktzahl von 6194 Punkten. Das zeigt sich auch bei meinen eigenen Versuchen mit Office- und Bildbearbeitungsanwendungen. Der Rechner läuft flüssig und ohne spürbare Verzögerungen oder Ruckler.

Der Prozessor am Limit: Kann die Passivkühlung mithalten?

Die Leistung stimmt. Aber ohne ausreichende Kühlung wird der Rechner sie nicht lange halten können. In einem zweiten Schritt prüfen wir also, ob die Kühlleistung des wuchtigen Alu-Gehäuses ausreicht, um den Prozessor in einem stabilen Temperaturbereich zu halten.

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10 Minuten Throttling-Test lassen den Prozessor kalt

Für den ersten Testdurchlauf wählen wir wieder die Cinebench-Standardeinstellung (Multi-Core) mit einer Testdauer von 10 Minuten. Der Rechner beeindruckt: Der Prozessor bleibt unter 80 °C. Das ist weit unter seiner maximalen Betriebstemperatur von 95 °C. Das Gehäuse wird nicht mal handwarm.

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Auch das 30-Minuten-Stressprogramm bringt den Prozessor nicht ans Temperatur-Limit

Setzen wir einen drauf. Ich starte einen zweiten Testlauf: Stabilitätstest mit einer Testdauer von 30 Minuten. Das Gehäuse wird unter diesen langen Extremauslastung doch recht heiss. Der Prozessor bleibt aber bis zum Ende unter seiner Maximaltemperatur.

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Eine Stunde Stresstest mit Prime95: Der Prozessor kommt an seine Grenzen, bleibt aber stabil

Zum Abschluss eine Stunde Stresstest mit Prime95. Diese Software sucht nach Mersenne-Primzahlen (2p-1, wobei p eine Primzahl ist). Die errechneten Zahlen vergleicht sie mit Ergebnissen, die als korrekt bekannt sind. So lässt sich zusätzlich zum Temperaturverhalten unter Maximalauslastung auch die Stabilität des Prozessors und des L1/L2/L3-Prozessor-Caches testen. Nach rund 30 Minuten erreicht der Prozessor seine maximale Betriebstemperatur und beginnt seine Taktraten zu senken, um das Temperaturlimit nicht zu überschreiten. Das System schafft aber den einstündigen Extrem-Test ohne Probleme. Prime95 meldet keine Fehler.

Ein Blick ins Innenleben

Dass der Rechner seine leistungsstarken Komponenten trotz Passivkühlung so gut ausreizt, ist schon beeindruckend. Prime Computer verspricht aber auch gewisse Upgrade-Möglichkeiten. Werfen wir einen Blick ins Innenleben, um herauszufinden, wie gut sich der Rechner aufrüsten lässt.

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Für den Einbau einer 2.5"-HDD oder SSD gibt es einen von aussen zugänglichen Laufwerkschacht

Zunächst müssen wir die zwei Schrauben des externen 2.5"-Laufwerkschachtes an der Unterseite lösen. Dessen Platte verdeckt nämlich eine der vier Hauptschrauben, die das Gehäuse zusammenhalten. Auch die Anschluss-Abdeckung müssen wir entfernen, da sie mit beiden Rechnerhälften verschraubt ist. Nun können wir das Gehäuse öffnen.

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Die M.2-SSD erreicht man direkt nach dem Öffnen des Gehäuses

So erhalten wir Zugriff auf die M.2-SSD, auf der das Betriebssystem vorinstalliert ist. Ein Laufwerk-Austausch ist also recht einfach: Um eine 2.5"-SSD oder -HDD nachzurüsten, muss man den Rechner nicht einmal öffnen. Den M.2-Slot erreichen wir direkt nach dem Öffnen des Gehäuses. Beim Arbeitsspeicher ist es aber etwas schwieriger: Um die beiden DIMM-Slots zu erreichen, müssen wir sechs weitere Schrauben lösen und das Mainboard ausbauen.

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Für die beiden DIMM-Slots muss man das Mainboard vom Rechner lösen – und damit auch den Prozessor vom Kühlkörper

Dabei sollte man aber Wärmeleitpaste für den Prozessor griffbereit haben. Den löst man nämlich zwangsläufig von seinem Kühlkörper, wenn man das Mainboard anhebt. Fazit: Ein Massenspeicher-Upgrade ist kein Problem. Ein Arbeitsspeicher-Upgrade ist zwar möglich, aber nicht ganz einfach. Ebenfalls zu beachten: die vorinstallierten RAM-Sticks kommen immer paarweise. Für ein Upgrade sollte man beide ersetzen, zumindest wenn man weiterhin von den Geschwindigkeitsvorteilen der Dual-Channel-Architektur profitieren möchte.

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Prime Computer kompensiert sämtliche CO2-Ausstösse, die bei Herstellung, Transport und den ersten 5 Jahren Nutzung entstehen

Ein Vorbild in punkto Nachhaltigkeit

Wer Umweltschutz und Nachhaltigkeit wirklich ernst nimmt, trifft mit einem Rechner von Prime Computer eine sehr gute Wahl: Plastikfreie Verpackung, Gehäuse aus recyceltem Aluminium, langlebige Komponenten, gute Reparierbarkeit – hier hat sich der Hersteller von A bis Z Gedanken gemacht. Ausserdem kompensiert Prime Computer sämtliche CO2-Emissionen, die bei Herstellung, Transport und sogar den ersten 5 Jahren Nutzung entstehen. Das ist vorbildlich.

Unser Fazit: Für wen lohnt sich die Anschaffung?

Für einen relativ hohen Preis erhält man mit der PrimeStation Pulsar durchaus einen Premium-Rechner. In unseren Stresstests hat er gezeigt, dass er seine Hardware trotz Passivkühlung gut und zuverlässig ausnutzt. Mit seinem starken AMD-Prozessor und der integrierten Grafikeinheit bewältigt er Alltags-Anwendungen problemlos. Auf eine dedizierte Grafikkarte muss man aber verzichten. Besonders grafikhungrige Anwendungen (z.B. Videoediting mit Files hoher Auflösung oder 3D-Modeling an Modellen hoher Komplexität) sind also nicht sein Metier. Wer aber einen zuverlässigen Bürorechner sucht, dem man auch etwas anspruchsvollere Bildbearbeitung, aufwendige Tabellenkalkulationen und Multitasking zumuten kann, wird nicht enttäuscht werden. Besonders in Umgebungen, wo Ruhe und Konzentration gefragt sind, ist der geräuschlose Rechner eine interessante Option. Einen weiteren Anwendungsbereich findet er dank seiner Staubresistenz auch an Orten, wo sich Kleinstpartikel und Staub in der Luft nicht verhindern lassen, beispielsweise in Werkstätten, Sägereien und anderen Handwerksbetrieben. Wir können ihn auf jeden Fall empfehlen.

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    Samuel Poznicek

    Content Marketing Manager

    Seit bald 30 Jahren schraube ich an PCs herum und verfolge die Entwicklungen in der IT und der Unterhaltungselektronik mit ungebrochenem Interesse. Bei BRACK.CH fand ich die Möglichkeit, Hobby und Beruf zu verbinden: Als Texter für die Bereiche Computing, Printing, Scanning und Mobile habe ich reichlich Gelegenheit, mich tief in neue Themen einzuarbeiten und die neuesten Entwicklungen und Trends einem breiten Publikum näher zu bringen.

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