
Die analoge Fotografie ist zurück
Die analoge Fotografie erfährt zurzeit ein grosses Comeback. Ihr wisst schon, alte Kamera nehmen, Film einlegen, eine begrenzte Anzahl Bilder schiessen, den Film in ein Fotogeschäft zum Entwickeln bringen und ein paar Tage später könnt ihr dann eure Fotos betrachten. Doch wieso interessieren sich plötzlich so viele junge Menschen wieder dafür? Und was für Filme gibt es überhaupt?
In den sozialen Medien sieht man zur Zeit viele Fotos, die analog aufgenommen und mit Hashtags wie #filmisnotdead, #shotonfilm und #analogphotography geteilt werden. Zwar dominiert die digitale Fotografie den Markt weiterhin, jedoch gibt es laut Kodak Alaris seit 2016 eine steigende Nachfrage nach analogem Filmmaterial. Vor allem für die neue Generation von Fotografen ist die analoge Fotografie etwas Spannendes und Neues, weil sie bereits in einer digitalen Welt aufgewachsen sind und dieses Medium noch nicht kannten.
Was ist Film eigentlich?
Mit Film ist ursprünglich die dünne Schicht Fotoemulsion gemeint, mit der ein Trägermaterial überzogen wird. Sie besteht aus Gelatine mit eingebetteten Halogeniden, Silberchlorid, Silberbromid oder Silberiodid. Also genau genommen ist es eigentlich keine Emulsion, sondern ein Gel. Der Begriff Fotoemulsion hat sich dann aber etabliert. Als Trägermaterial kann Glas, Papier oder eine Kunststofffolie verwendet werden. Das Fotografieren mit Glasplatten ist eine der ersten fotografischen Techniken. Dieses Negativ-Verfahren ist unter dem Namen Kollodium-Nassplatte bekannt und wurde 1851 von Frederic Scott Archer erfunden. Fotografiert wurde mit einer grossen unhandlichen Kamera, die ihr vielleicht schonmal in einem Wild West Film gesehen habt.
Warum analog fotografieren?
Was ist denn nun aber so faszinierend an der analogen Fotografie? Ein wichtiger Aspekt, vor allem in unserer digitalen und sehr schnelllebigen Gesellschaft, ist sicher die Entschleunigung, die sie mit sich bringt. Eine Filmkamera veranlasst einen, sich Zeit zu nehmen, bewusst ein Motiv zu sehen, um es dann festzuhalten. Es ist ein längerer und aufwendigerer Prozess, bis der Film dann entwickelt ist und man das fertige Bild in den Händen hält. Eine kleine Zeitkapsel in die Vergangenheit. Das Wichtigste für mich persönlich ist die Ästhetik analoger Bilder. Sie zeigen einen unglaublichen Farbraum, Dynamikumfang und, je nach Film, eine Körnigkeit, die so anders wirken als die digitale Welt. Es ist ein eigener Look mit einem gewissen morbiden Charme, der sich so nur schwer digital rekonstruieren lässt.
Die verschiedenen Formate
Die Abmessungen eines Bildes auf dem Trägermaterial werden als Aufnahmeformat, Bildformat oder Negativformat bezeichnet. So ist z.B. bei einem 35mm-Film (Normalfilm) der Filmstreifen 35mm breit. Dieses Format wurde ursprünglich für Kinofilme entwickelt und wurde ab 1913 in der Fotografie als Kleinbildfilm, unter der Bezeichnung 135er Film, verwendet. Es wurde in beiden Bereichen zum meistgenutzten Filmformat. Vor allem für die Fotografie wurden mit diesem Format die Fotoapparate kompakt und leicht genug, um mühelos überallhin mitgenommen zu werden. Ein wichtiger Schritt in der Reportage- und Reisefotografie.
Filme lassen sich zudem grob in drei Charaktereigenschaften einteilen:
- Empfindlichkeit (Licht)
- Körnigkeit (Auflösung)
- Belichtungsspielraum (Tonwertumfang)
Für jedes Fotoprojekt sollte man auf diese Werte achten, wissen, was man umsetzen möchte, und dementsprechend den passenden Film auswählen. Es gibt leider keinen Film, bei dem alle drei Merkmale perfekt für jede Situation passen werden.
Im Lauf der Zeit wurden verschiedene Aufnahmeformate kreiert. Viele von ihnen sind jedoch auch Spezialformate und werden für den herkömmlichen Gebrauch nicht oft verwendet. Nachfolgend findest du drei Formate, mit denen heute noch viel gearbeitet wird:
Kleinbild 35mm
Der typische 135er Kleinbildfilm, wie oben schon erwähnt, ist das meistgenutzte Format. Beliebt sind hier Farbfilme wie Kodak Gold oder Fujifilm Fujicolor. Ilford bietet grossartige Schwarzweissfilme in vielen Ausführungen. Automatische Kleinbildkameras wie auch Spiegelreflexkameras können als Occasion erworben werden, meistens für wenig Geld, je nach Modell natürlich.
Tipp: Hier lohnt es sich, auch immer mal wieder in Brockenstuben zu stöbern, vor allem wenn du etwas zum Anfangen oder Experimentieren suchst.
Mittelformat 120
Der 120er Mittelformatfilm wird auch als Rollfilm bezeichnet, da sich das Trägermaterial auf einem aufgerollten Papierstreifen befindet. Mittelformat existiert schon etwas länger als das Kleinformat, seit ca. 1884, und wurde unter anderem für Rollei und Hasselblad Kameras verwendet. Sein unverkennbares quadratisches Format liefert Bilder von (nicht ganz) 6x6 cm. Eine Filmrolle reicht für 12 Fotos und es gibt sie ebenfalls als Farb- und Schwarzweissfilme von verschiedenen Herstellern. Bei Amateuren wie auch Profis ist es ein beliebtes Format, aufgrund der grösseren Negativfläche können mehr Informationen gespeichert werden und man erhält damit eine bessere Bildqualität.
Tipp: Zahlbare und spassige Kameras, um dieses schöne Format auszuprobieren, bietet der Brand Lomography. Dabei handelt es sich grösstenteils um Plastikkameras, wie die Diana F+ oder Holga, mit denen man sehr intuitiv fotografieren kann. Occasion kannst du auch nach alten Schachtkameras Ausschau halten. Es gibt auch hier Hersteller wie z.B. Rolleicord oder Ikoflex, die nicht gleich so viel wie eine Hasselblad kosten.
Sofortbildfilm
Der Name Polaroid dürfte wohl den meisten ein Begriff sein. Es ist der bekannteste Hersteller von Sofortbildfilmen, oder eben auch einfach Polaroid genannt. Auf einem Papier befinden sich bereits alle Chemikalien, die es für die Entwicklung des Fotos braucht. Mit einer passenden Sofortbildkamera, die nach dem Auslösen den Film gleich entwickelt und fixiert, erhält man das fertige Bild in Sekundenschnelle. Sofortbildkameras gibt es immer noch zu kaufen, von verschiedenen Herstellern und in verschiedenen Grössen. Wichtig ist hierbei, dass man drauf achtet, welcher Film für die Kamera passt. Neben dem klassischen quadratischen Polaroid-Format hat eine Fujifilm Instax wieder andere Grössen, wie ein Mini, Wide oder Square Format. Es sind somit Filme, die etwas mehr herstellerabhängig sind.
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