Die geheimnisvolle Produktion von Fitnessmatten
«Du musst einfach wissen, dass Fotografieren in der Produktion verboten ist.» – Stammt dieser Satz von der Appenzeller-Käserei? Von einer Luxus-Uhren-Firma? Oder von der Basler-Läckerli-Bäckerei? Nichts von all dem – der Satz stammt vom Fitnessmatten-Hersteller Airex. Ich durfte den Aargauern einen Besuch abstatten und bin ihren geheimen Produktionsprozessen auf die Spur gegangen.
Der Satz fällt kurz nach der Begrüssung beim Airex Hauptsitz im aargauischen Sins. Doch weshalb macht Airex ein Geheimnis um ein so vermeintlich einfaches Produkt wie die Fitnessmatte? Und gibt das nun einen langweiligen Blogartikel ganz ohne Fotos?
Was die Fotos angeht, habe ich gute Neuigkeiten: Schlussendlich durfte ich doch ein paar Aufnahmen machen. Zwar nur von Arbeitsschritten, bei denen nichts von den strenggeheimen Apparaturen zu sehen ist – aber immerhin. Und was die Geheimnisse angeht: Hier bringt der Abschnitt «Schritt für Schritt zur Fitnessmatte» etwas Licht ins Dunkel.
Von der Kaserne ins Wohnzimmer
Angefangen hat die Geschichte der Airex-Matten in den 1950er-Jahren. Damals hat Airex Schaumstoffmatten für die Schweizer Armee hergestellt. Interessanterweise läuft ein Teil der Mattenproduktion noch immer über die Maschinen von damals. Trotz des Alters der Maschinen ist die Qualität der Produkte hoch.
Zeljko, der mich durch die Produktion führt, erklärt: «Die Maschinen funktionieren nach wie vor einwandfrei». Während die ersten Airex-Matten zuverlässige Dienste im Militär geleistet haben, finden sich die Matten heute in unzähligen Haushalten, wo sie über Jahre im Einsatz bleiben.
«Die Matten sind geschlossenzellig», sagt Zeljko, «das bedeutet, Schweiss und Schmutz können nicht ins Material eindringen – selbst wenn die Oberfläche an einer Stelle einen Schnitt aufweist. Dadurch sind die Matten sehr pflegeleicht: Etwas warmes Wasser reicht, um die Matte zu reinigen. Und die Materialien, die wir verwenden, sind sehr langlebig und erweisen unseren Kundinnen und Kunden jahrelang gute Dienste.»
Was Zeljko erzählt, kann ich bezeugen. Seit einigen Jahren liegt bei mir zu Hause eine Fitnessmatte herum, die ich von Zeit zu Zeit für meine Workouts benutze. Über all die Jahre habe ich der Matte nie wirklich Beachtung geschenkt – bis ich mich im Rahmen dieses Blogbeitrages mit dem Thema auseinandergesetzt habe. Und siehe da: Die Matte stammt aus dem Hause Airex. Um ehrlich zu sein: Ich habe meine Matte kein einziges Mal mit warmem Wasser gereinigt. Doch sie ist immer noch sauber und riecht nicht. Die Produktformel scheint also ihr Versprechen zu halten.
Schritt für Schritt zur Fitnessmatte
Airex produziert in Sins sowohl Fitnessmatten als auch Balance-Pads. Die Produktion der beiden Produkte unterscheidet sich leicht. Während der Führung hat mir Zeljko vor allem den Entstehungsprozess der Matten erläutert – auf den Fotos hingegen siehst Du ein paar Eindrücke der Balance-Pad-Produktion.
Zuerst wird die Grundmasse angemischt und eingefärbt.
Schritt 1: Die Wurst
Zuerst wird der flüssige Grundstoff zusammengemischt und eingefärbt. Danach wird das Material zu einer Art Wurst gepresst und erreicht somit einen kaugummiartigen Zustand. Viel von einer Fitnessmatte kann man in diesem Zustand noch nicht erkennen.
Schritt 2: Die Zwerg-Matte
Nun wird die Wurst flachgewalzt. Die Walzen, die hier am Werk sind, sind so geformt, dass sie das Airex-Logo einprägen und der Matte eine gerippte Oberfläche verleihen. Was auffällt: Die Matten sind noch viel zu klein. Höchstens ein Gartenzwerg könnte darauf seine Asanas ausführen.
Schritt 3: Erste Qualitätsprüfung
«Jetzt findet die erste Qualitätsprüfung statt», erklärt mir Zeljko. «Die Arbeiterinnen und Arbeiter prüfen die Matte auf kleinste Unebenheiten. Denn anschliessend wird das Material aufgebacken und dadurch um ein Vielfaches vergrössert. Kleinste Fehler erscheinen dann riesig. Alle Fehler, die wir jetzt erkennen, können wir noch korrigieren – das Material ist noch genügend weich, damit wir es nochmals zu einer Wurst pressen und erneut flachwalzen können.»
Schritt 4: In der Backstube
Wer bäckt, kennt es: Damit der Teig nicht an der Backform festklebt, buttert man die Form aus. Bei Airex wird das Gleiche gemacht – anstatt Butter kommt hier aber Talkum zum Einsatz. Talkum ist ein Mineral-Pulver, das wie ein Schmiermittel wirkt. «Während dem Aufbacken wächst die Matte extrem», sagt mir Zeljko. «Damit es keine Unebenheiten auf der Oberfläche gibt, muss die Matte möglichst gut auf dem Untergrund gleiten können – hierfür verwenden wir Talkum. Es kann passieren, dass etwas vom Talkum auf der Oberfläche der Matte zurückbleibt, was leichte, weisse Verfärbungen verursachen kann – das Material ist aber komplett unbedenklich».
Schritt 5: Ab in den Ofen
Nun kommen wir zum Herzstück der Produktion. Kein anderer Hersteller macht diesen Schritt gleich wie Airex – und deswegen ist dieser Schritt ein wohlgehütetes Geheimnis. Zumindest teilweise: Die grobe Vorgehensweise darf ich Dir nämlich erklären:
Die Zwerg-Matten, die auf der mit Talkum ausgebutterten Form liegen, kommen nun in einen Druck-Ofen. Die Matten werden eingeschlossen, der Ofen aufgeheizt und es wird ein Druck von etwa 9 Bar erzeugt. Und dann ZACK! wird der gesamte Druck aufs Mal aus dem Ofen abgelassen. Dadurch wachsen die Matten innert Sekundenbruchteilen auf ihre finale Grösse. Durch die Hitze wird das Material zudem fixiert.
In diesem Prozess des Aufbackens entstehen durch den starken Druckabfall Lufträume in der Matte – je nach Modell sind es bis zu 96% Luft. Je nachdem wie viel Luft in einer Matte drin ist, ist die Matte weicher oder härter.
Fairerweise muss aber auch gesagt sein, dass die Maschinen gewisse Einschränkungen haben. Die ganz dünnen Matten, die für Functional-Fitness und Yoga geeignet sind, lässt Airex von Partnerfirmen herstellen. Denn bei diesen Matten soll sich keine Luft im Innern der Matte befinden.
Schritt 6: Zweite Qualitätsprüfung
Der Aufback-Prozess ist nicht ganz Ohne. «Jede Matte ist ein Unikat», sagt mir Zeljko. «Je nachdem, wo sich die Matte im Ofen befindet, ist die Hitze etwas anders. Das hat einen Einfluss darauf, wie gross die Matte wird. Wir arbeiten deswegen mit Toleranzbereichen. Überschreitet eine Matte den Toleranzbereich oder ist sie kleiner als von uns definiert, verkaufen wir sie über unseren Outlet-Shop zu einem günstigeren Preis. Dadurch reduzieren wir Abfall. Mit den Matten kann man problemlos trainieren – sie sind einfach etwas kleiner oder grösser als von uns definiert.»
Ab auf die Matte!
Spannend zu sehen, wie gewisse Dinge scheinbar Ewigkeiten halten. Das trifft einerseits auf die Maschinen aus der Airex-Produktion zu, aber auch auf die Matten, die dort produziert werden. Ich jedenfalls denke jetzt jedes Mal an die eindrückliche Führung, wenn ich mich mal wieder für ein schweisstreibendes Workout auf die Fitnessmatte stelle – und bin froh darüber, dass sich meine Schweissperlen nicht im Material festsetzen.
Zusätzlich möchte ich erwähnen, dass sich das Gewinnspiel, welches ich zu Beginn des Artikels erwähnt habe, auf die HEARTBEAT-Matte konzentriert. Diese Matte wurde in Zusammenarbeit mit Experten entwickelt und zeichnet sich durch ihre besonders dünne und griffige Beschaffenheit aus. Dadurch ist sie ideal für Functional Fitness und Yoga.
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Das Leben ist zum Entdecken da – und draussen gibt es viel zu entdecken. Ich liebe lange Spaziergänge durch den Wald, Kochen mit einfachen Mitteln auf offenem Feuer und Campingabenteuer mit dem Zelt.
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