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Von Skirennen und Glücksbringern

11.04.2023

Wie ist das, ein erfolgreicher Spitzensportler im Ski Alpin zu sein? Und wie schlägt sich der Ski-Nachwuchs? Um diese Fragen zu beantworten, spreche ich mit Ramon Zenhäusern und Jasmin Mathis (C-Kader) über die vergangene Saison, Zukunftspläne und ihre Glücksbringer.

Ich treffe die beiden Athleten in der Lobby des Boutique Hotels Martigny. Jasmin hat sich trotz Knieverletzung auf den langen Weg ins Wallis gemacht, um an den Schweizermeisterschaften dabei sein zu können, zumindest als Zuschauerin. Seit rund einem Jahr unterstützt BRACK.CH sie als Kopfsponsor. Die Nachwuchsathletin ist kürzlich 19 Jahre jung geworden.

Ramon kommt praktisch frisch von der Piste in Verbier – Der Slalom der Herren wurde wegen schlechter Sicht und Schneefall abgebrochen, wobei Ramon zum Zeitpunkt des Abbruchs in Führung lag. Doch das kann die Stimmung der beiden nicht trüben. Sie blicken mit einem Auge bereits auf die kommende Saison 2023/24.

Ramon, das Wetter macht dir heute einen ziemlichen Strich durch die Rechnung. Was hattest du dir für die Schweizermeisterschaft (SM) erhofft?

Ramon: Erhofft hatte ich mir schöneres Wetter (lacht). Der Druck ist natürlich nicht mehr derselbe wie im Weltcup. Aber bei jedem Rennen, wo du an den Start gehst, willst du gewinnen. Das ist das Sportler-Gen in einem. Es waren viele Top-Fahrer da und das Niveau wäre hoch gewesen. Das wäre ein gutes Rennen geworden, ein spannender Fight.

Ramon Zenhäusern beim Riesenslalom an der Ski-Schweizermeisterschaft 2023, Bild: © Kuva Sàrl
Ramon Zenhäusern beim Slalom an der Ski-Schweizermeisterschaft 2023, Bild: © Kuva Sàrl

Mit der SM geht die Skisaison ja zu Ende. Wie geht es jetzt weiter für dich?

Ramon: Bis Ende April teste ich noch Skis, habe Skitage mit geladenen Gästen und viele Medientermine. Dann zwei Wochen Ferien und dann geht das Konditionstraining bereits wieder los. Gegen Ende Juli bin ich wieder auf den Skiern. Im August gehen wir meistens nach Südamerika zum Trainieren, dort ist dann ja Winter. Auf unseren Gletschern wird es je länger, je schwieriger. Diesen Winter gab es nur wenig Schnee da oben.

Jasmin, wie war dein Weg seit der Verletzung? Dauert die Erholung länger als gedacht?

Jasmin: Nein, es ist eigentlich in dem Rahmen, der zu erwarten ist, rund acht Monate. Ein ganz genaues Enddatum hat mir niemand genannt, aber ich denke, so im August sollte es wieder gehen.

Ramon: Wo hast du es operiert?

Jasmin: In Zürich.

Ramon: Ah, bei Doktor Frei?

Jasmin: Ja, genau. Ich war letztes Jahr schon bei ihm und es war alles gut.

Man merke, in der Ski-Branche kennt man die guten Chirurgen-Adressen.

Ramon, du hattest eine herausfordernde Saison und musstest dich nach einem Trainingssturz zurück ins Geschehen kämpfen. Was waren deine Highlights der vergangenen Saison?

Ich hatte letztes Jahr eine schwierige Saison mit meiner Rückenverletzung, dem Material und Corona. So bin ich auf Platz 25 zurückgefallen. In der vergangenen Saison konnte ich mich Schritt für Schritt zurückarbeiten und die Saison auf dem dritten Platz beenden. Abgesehen von Madonna di Campiglio (IT), wo ich 21. wurde, war die ganze Saison ein stetiger Aufwärtstrend. So war das bisher meine schönste und beste Saison. Ich glaube, wenn man immer vorne ist, schätzt man es weniger. Es ist fast schöner, den «Weg» zu sehen, den man zurückgelegt hat. Da ist man schon stolz, dass man sich zurückkämpfen konnte. Man schätzt den Erfolg wieder anders ein, wenn man erst ein Stück zurückgefallen ist.

Jasmin, abgesehen von den Verletzungen, was waren bisher deine grössten sportlichen Herausforderungen?

Jasmin: Früher war meine Technik nicht so gut, aber ich war einfach immer relativ schnell. Es war für mich schwierig, meine Technik anzupassen. Aber unterdessen habe ich das Gefühl, dass es mir sehr gut gelungen ist.

Was ist denn deine Hauptdisziplin?

Jasmin: Das ist noch etwas schwierig zu sagen und ich bin mich da noch am Finden. Am liebsten fahre ich Abfahrt und Riesenslalom, also alles, wo das Tempo hoch ist.

Was sind deine Ambitionen für nächstes Jahr, wenn du ab August wieder einsatzfähig bist?

Jasmin: Ich beginne sicher erst mal mit ausgiebigem freiem Fahren. Das Wichtigste ist, nicht zu hetzen. Bei der letzten Verletzung ging alles etwas schnell; nach 10 Tagen fuhr ich schon wieder Abfahrt. Das war rückblickend zu früh. Erst wenn ich wirklich bereit bin, will ich wieder Rennen fahren. Resultate stehen für mich noch nicht im Vordergrund.

Wie ist der Austausch innerhalb von Swiss Ski mit den anderen Athleten und Athletinnen, gibt es da regelmässigen Kontakt?

Ramon: Der Austausch findet vor allem an den Schweizermeisterschaften statt. Während des Jahres bin ich am Weltcup unterwegs und man sieht die Jüngeren nicht. Daher finde ich die Schweizermeisterschaften toll. Es ist schön, den Jüngeren etwas zurückzugeben. Ich weiss noch, als ich selbst jung war, war es ein Highlight, hier im Starthaus neben all diesen Top-Fahrern und -Fahrerinnen zu stehen und sich mit ihnen zu messen.

Ausserhalb der SM gibt es einzelne Fälle, wo ich Kontakt mit Nachwuchsathleten und -athletinnen habe. Vor 2, 3 Tagen wurde mir ein Athlet vermittelt, der Probleme hatte, seine Leistung ins Rennen zu bringen – im Training fährt er super und im Rennen weniger gut. In solchen Situationen gebe ich gerne Tipps weiter und finde das schön. Ich konnte früher auch davon auch profitieren: Daniel Albrecht und Pirmin Zurbriggen haben mir damals geholfen.

Jasmin: Es ist noch schwierig zu sagen, da ich dieses Jahr zum ersten Mal bei Swiss Ski bin. Vorher hatte ich kaum Kontakt mit anderen Athleten und Athletinnen. Aufgrund meiner Verletzung bin ich bis jetzt noch nicht so dazu gekommen.

Ramon, was möchtest du Nachwuchs-Fahrern und -Fahrerinnen wie Jasmin auf dem Weg ins höhere Kader mitgeben?

Ramon: Man muss auf sich hören. Klar muss man auch auf den Trainer hören, aber der beste Trainer bist schlussendlich du selbst. Niemand spürt dich so gut wie du. Das Körperbewusstsein ist wichtig und du musst die Signale deines Körpers beachten. Es lohnt sich, zu kämpfen, nicht aufzugeben und fleissig zu sein.

Bild: © Kuva Sàrl

Eine Frage an euch beide: Habt ihr vor einem Rennen Rituale oder Glücksbringer, ohne die ihr nicht starten könnt?

Ramon: Ich probiere grundsätzlich, von solchen Ritualen wegzukommen. Es kann schnell passieren, dass man sich da reinsteigert. Wenn es mal gut läuft, hat man das Gefühl, man kann nur noch in den langen Unterhosen starten. Mein Ritual ist, alles optimal zu machen und es dabei nicht zu übertreiben. Als Glücksbringer habe ich eine Gebetskette, die meine Grosseltern gemacht haben. Die habe ich immer dabei.

Aber die Versuchung, so ein Ritual einzuführen, ist extrem gross. Ich habe Teamkollegen, die haben an jedem Abend vor einem Rennen dasselbe Poloshirt an, oder immer die warme Unterwäsche, egal ob es warm oder kalt ist. Ich muss zugeben, ich gehe auch fast immer zuerst in den rechten Skischuh.

Jasmin: Letztes Jahr hatte ich immer dasselbe Odlo an. Jedenfalls für die wichtigsten Rennen. Eigentlich hat es ja keinen Einfluss. Ich habe es zwar gemacht, aber es war nicht so, dass es dann gar nicht ging, wenn ich es mal nicht dabeihatte. Bei mehrtätigen Events wie der SM kann man sowieso nicht die ganze Zeit dasselbe anhaben.

Habt ihr Idole, denen ihr nacheifert?

Jasmin: Natürlich Marco Odermatt, er kommt aus demselben Dorf wie ich. Aber auch Mikaela Shiffrin gehört dazu. Und seit ich von BRACK.CH gesponsert werde, natürlich auch Ramon (lacht). Ich fokussiere hier aber auf niemanden Spezifisches, es sind einfach alle, die gut sind. Man kann von allen etwas mitnehmen. Und schlussendlich muss man das tun, was man selbst für richtig hält.

Ramon: Ich hatte immer die Oberwalliser Skifahrer als Idole, zum Beispiel Didier Plaschy und Daniel Albrecht. Ich habe früher dasselbe Material genutzt wie sie.

Jasmin, wenn du schon grad BRACK.CH ansprichst: Inwiefern hilft euch unser Sponsoring? Wo gibt es Vorteile und wo könnte man die Zusammenarbeit vielleicht verbessern?

Jasmin: Für mich war das Sponsoring ein Glücksfall, es war mein erster grosser Sponsor. Es ist mega interessant und cool, wenn man als Jüngste mit Ramon in einem Kopfsponsoring ist. Zudem ist BRACK.CH eine Marke, die fast jeder kennt. Ich kannte es zwar vorher auch schon, aber seit dem Kopfsponsoring fallen mir die TV-Werbung und die Plakate viel stärker auf.

Ramon: Für mich ist BRACK.CH quasi der Arbeitgeber, meine Existenz. Ohne BRACK.CH, ohne Kopfsponsor, könnte ich meinen Traum nicht ausleben. Es ist super, mit einem Unternehmen zusammenzuarbeiten, das die eigenen Werte teilt: schweizerisch, bodenständig, Qualität. Zur Zusammenarbeit gibt es nur Positives zu sagen. Es ist wie eine grosse Familie und ich fühle mich pudelwohl. Ich hoffe auf viele weitere gemeinsame Jahre.

Gruppenfoto nach dem Interview. Links neben den Athleten stehen Andrea Leuenberger von unserem Sponsoring-Team sowie der Autor. Leider hat uns das Gegenlicht etwas reingefunkt. Bild: Competec
Dominik Perrenoud

Redaktor

Let the Beat Hit 'em! Als passionierter Hochzeits-DJ interessiere ich mich für alles, was Musik wiedergibt. Auch privat höre ich praktisch ununterbrochen Musik, sodass in der Wohnung der eine oder andere Lautsprecher herumsteht – von ganz klein bis ganz gross. Daneben schätze ich Filme und Games im Heimkino, geniesse einen guten Whisky (natürlich mit der passenden Musik im Hintergrund) und kurve mit meinem 20-jährigen Cabrio durch den Schwarzwald.

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