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Scherenschnittkunst – Die Liebe zum Detail

19.04.2023

Wer kennt sie nicht, die einfachen Scherenschnitte, die man in der Schule jeweils gemacht hat. Dahinter verbirgt sich aber eigentlich eine richtige Handwerkskunst, die ihre Wurzeln ursprünglich in China hat. Auch heute noch ist sie in unserem Land verbreitet und die Motive und Techniken haben sich weiterentwickelt.

Eine lange Reise bis zur Schweizer Traditionskunst

Erst um die 1600 kamen die Schnittbilder von China über Indonesien, Persien und den Balkan nach Europa. Der erste bekannte Scherenschnitt wurde 1612 in Deutschland nachgewiesen. Nur zögerlich breitete sich die Technik vom Weissschnitt aus, zuerst wurde dieser von den Frauen der gebildeten Schicht und von Klosterfrauen betrieben. Erst im 18. Jahrhundert kamen Silhouettenportäts gross in Mode. Sogar Johann Wolfgang von Goethe sammelte die Schnitte. Anfang des 19. Jahrhunderts fand der Scherenschnitt einen neuen Weg und gehörte zur Bildung der "höheren" Töchter, genau wie das Klavierspielen und das Malen. Bei Bürgerlichen galt das Papierschneiden eher als abendlicher Zeitvertrieb. An der Wiener Kunstgewerbeschule wurde in der Epoche des Jugendstils der Scherenschnitt zum künstlerischen Ausdrucksmittel.

Langsam gelangte der Scherenschnitt von der Oberschicht zur Unterschicht und somit in die ländlichen Gebiete. Johann Jakob Hauswirth begann Anfang des 19. Jahrhunderts als Erster, die heute so beliebten Alpaufzüge zu schneiden und gilt heute als Vater des Schweizer Scherenschnitts. Er wollte mit seinen Scherenschnitten und Collagen das alpine Alltagsleben widerspiegeln.

Die Handwerkskunst hat es mittlerweile auf viele Alltagsprodukte geschafft. Die begehrten Sujets sind auf Tellern, Tassen, Kissen, Fondue Caquelons, Kleidern und vielem mehr wiederzufinden. Die Motive sorgen für eine Portion «Swissness» und verbinden in sehr schöner Weise Tradition mit Kunst.

Viele Stunden vergehen bis zum fertigen Scherenschnitt

Das Kunsthandwerk benötigt zwar wenig Material: Schwarzes Papier, einen Bleistift, Radiergummi und eine robuste und scharfe Schere sind nötig sowie gutes Licht. Doch es steckt viel Arbeit und Kreativität in einem Scherenschnitt. Auf Stunden der Planung und des Vorzeichnens folgen viele weitere Stunden des Schneidens. Die aufwendigen und filigranen Motive werden mit viel Geduld Schnitt für Schnitt umgesetzt.

Der Schweizer Verlag carta.media hat in Zusammenarbeit mit Jolanda Brändle und Regina Martin mit seinen Puzzles, Jasskarten und Jassteppichen diese Tradition einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Die Motive, hergestellt "nur" aus Papier und Schere begeistern viele.

Dank der Gestaltung des OLMA-Plakates 2012 gelang der gelernten Kindergärtnerin und heutigen Scherenschnittkünstlerin Jolanda Brändle der Durchbruch. Sie hat ihren Traum vom eigenen Laden mit Galerie verwirklicht und in Mosnang (SG) die Schererei eröffnet. Dort bietet sie auch Kurse an, in denen das Handwerk erlernt werden kann.

Auch Regina Martin war schon als Kind fasziniert von dem Handwerk und gibt ebenfalls Scherenschnittkurse für Kinder und Erwachsene. Sie widmet sich seit über 40 Jahren der Tradition des Saanenlandes, der Hochburg des Scherenschnitts, mit den schwarz-weissen Alpaufzügen und Tierbildern. Vor allem Pferde, sind ihre Lieblingssujets. Aber auch Kühe, Gämse, Ziegen oder Schweine ordnet sie symmetrisch zwischen Bäumen, Häusern und Alphütten an und verziert die Ränder mit reichhaltigen Blumenmustern oder Ornamenten. Tipps für die feine Kunst erhält sie unter anderem von der Scherenschnitt-Ikone Christian Schwizgebel. Regina Martin fertigt nicht nur gerahmte Bilder an, die Vorlagen dienen auch für Logos, Speisekarten, Geschenkartikel und vielem mehr. Ein Scherenschnittsujet diente sogar dem Schweizer Mundart-Popsänger "Trauffer" als Vorlage für ein Unterarm-Tattoo. Den einen Scherenschnitt gibt es nicht, den Ideen der verschiedenen Künstler sind keine Grenzen gesetzt.

Regina Martin

Scherenschnitt Pferde von Regina Martin
Miriam Wirth

Content Marketing Manager Spielwaren & Baby

Miriam aus dem Hause Hufflepuff liebt das Meer oder zaubert sich im Winter gerne auf die Skipiste. Zwischen Katzenstreicheln und Kinoabenden findet sie immer Zeit für ein neues LEGO Bauprojekt.

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