
Ade Abwasch? Ich teste den mobilen Geschirrspüler Bob
Seit ein paar Wochen habe ich einen neuen Mitbewohner. Er zahlt zwar keine Miete, dafür hilft er viel im Haushalt. Sein Name ist Bob und er ist ein kompakter Geschirrspüler, der ohne festen Wasseranschluss funktioniert. Was er kann und ob er bleiben darf, erfahrt ihr im Beitrag.
Ich wohne seit mehr als acht Jahren in einer Wohnung ohne Geschirrspüler; Platz für den nachträglichen Einbau eines solchen Geräts gibt es nicht. Sprich, jeder einzelne Teller, jedes Glas und jede Gabel, die ich in dieser Zeit gebraucht habe, habe ich von Hand abgewaschen. Wieder und wieder.
Deshalb komme ich mir etwas blöd vor, als ich kürzlich in unserem Shop zufällig über den Bob stolpere. «Wieso hat mir keiner gesagt, dass so etwas existiert?!», geht es mir schlagartig durch den Kopf. Was hätte ich mir an Arbeit ersparen können über die letzten Jahre …
Der Clou beim Bob: Er benötigt keinen festen Anschluss für Frisch- und Abwasser. Das saubere Wasser gibst du mittels Massbecher in eine Öffnung an der Oberseite und das Abwasser tritt über einen mitgelieferten Schlauch aus. Dieses kannst du direkt ins Lavabo leiten.
Wenige Tage nach dieser «Entdeckung» steht daher bereits ein Testgerät des französischen Herstellers daan tech in meiner Wohnung. Es ist 49 Zentimeter hoch und tief sowie 34 Zentimeter breit. Gewicht: 15 Kilo. Damit lässt sich Bob ohne grossen Aufwand transportieren und platzieren. Er eignet sich nicht nur für die heimische Küche, sondern kann auch z.B. im Pausenraum des Büros oder sogar in Wohnmobilen und auf Booten eingesetzt werden.
Zu Lieferumfang gehören ein 1.5-Meter-Netzkabel, eine Geschirrschublade mit Gläserhaltern und Besteckständer, eine Kartusche mit Reinigungsmittel, eine Packung Reinigungstabs sowie ein Abwasserschlauch (165 cm) mit Gummihalterung.
… Was ist da drin?
Bob erwacht zum Leben
Das Set-up des Bob ist sehr einfach. Bereits auf der Schachtel ist ein QR-Code abgedruckt, der mich zum offiziellen Video-Guide bringt. Dieser führt mich Schritt für Schritt und absolut dubelisicher durch die Einrichtung.
Als erstes platziere ich Bob auf der Küchenzeile und verlege das Stromkabel. Dann mache ich mich an die Montage des Abwasserschlauchs. Besonders praktisch ist dabei die unscheinbare Gummi-Manschette, die du auf dem letzten Bild der obigen Galerie siehst. Sie dient dazu, den Abwasserschlauch einfach aber ordentlich um den Wasserhahn zu wickeln (siehe Bild unten). So ist der Schlauch nicht im Weg und das Abwasser wird zuverlässig dahin geleitet, wo es hingehört. Auch wenn du einen Kessel nutzen möchtest, um das Abwasser zu sammeln, z.B. im Camper, ist die Manschette eine Hilfe. Es ist eine etwas fummelige Arbeit, den Schlauch durch das Gummiteil zu kriegen, aber sobald alles mal sitzt, bin ich sehr froh darum.
Je nach Sanitärinstallation bei dir zuhause kannst du den Schlauch auch direkt in den Siphon leiten. Übrigens musst du Bob nicht zwangsläufig auf der Küchenzeile platzieren wie ich. Er pumpt das Abwasser mit genügend Druck ab, sodass du ihn bis zu 1.2 Meter unterhalb des Lavabos hinstellen kannst.
Inestäche, umeschlah, dürezieh und abelah … Mit der Gummi-Manschette wickelst du den Abwasserschlauch einfach um den Wasserhahn.
Nun kommt das Waschmittel an die Reihe. Bob bietet hier zwei verschiedene Optionen. Die praktischste ist die mitgelieferte Kartusche. Sie enthält genügend Waschmittel für 30 Waschgänge – einfach in die dafür vorgesehene Öffnung ploppen und du bist good to go. Auf dem Display siehst du immer, wie viel «Ladung» noch in der Kartusche ist. Zurzeit führen wir die Kartusche nicht im Sortiment, aber du bekommst sie direkt beim Hersteller für zehn Franken pro Stück. Damit kostet ein Waschgang 30 Rappen, was im Vergleich mit regulären Waschmaschinen-Tabs eher günstig ist.
Apropos Tabs: Wenn du nicht auf die Kartuschen angewiesen sein möchtest, kannst du auch normale Tabs nutzen, wie bei festinstallierten Geschirrspülern. Eine 4 Zentimeter lange Einbuchtung an der Innenseite der Tür ist dafür vorgesehen. Ein 10er-Päckli wird mitgeliefert, danach kannst du entweder bei daan tech nachbestellen, oder beliebige andere Geschirrspültabs nutzen. Laut Hersteller kannst du auch Flüssig- und Pulverwaschmittel einsetzen.
Nachdem die «Hardware» verbaut ist, geht's auch schon ans Display des Bob. Wie bei praktisch jedem Elektrogerät heutzutage muss ich auch beim Bob zuerst einmal den AGB zustimmen, bevor ich ihn benutzen kann. Darüber muss ich ein bisschen schmunzeln und frage mich, in welchem Universum ein Geschirrspüler AGB braucht. Aber sei's drum.
Danach folgen dafür einige nette Einstellungen: Zunächst lässt mich Bob auswählen, welchen Signalton ich wünsche, wenn ein Waschgang abgeschlossen ist. Die insgesamt sechs Varianten sind allesamt originell, zwei davon möchte ich dir hier zeigen:
In einer Welt, die gefühlt immer ernster wird, freuen mich solche Verspieltheiten ganz besonders. Da Bob Franzose ist, entscheide ich mich natürlich für die Marseillaise. Auch die nächste Einstellung geht in dieselbe Richtung: Nicht weniger als sieben Optionen für die Farbe der Innenbeleuchtung stehen bereit. Fortan leuchtet Bobs Innenraum rot, wenn ich ihn öffne und wenn ein Waschgang läuft.
Damit ist das Set-up bereits abgeschlossen. Vom Auspacken bis zur Betriebsbereitschaft hat das weniger als eine halbe Stunde gedauert. Eine App zu Bob gibt es nicht – entgegen dem allgemeinen Trend bei Geräten aller Art. Du kannst ihn lediglich per WLAN mit dem Router verbinden, damit er aktuelle Firmware-Updates erhält.
Bob beginnt mit der Arbeit
Na dann, ran an die Buletten. Oder zumindest an das, was von den Buletten auf den Tellern übrig ist. In Erwartung von Bobs Ankunft habe ich natürlich die letzte Ladung Geschirr nicht mehr von Hand abgewaschen. Daher steht bereits die erste Test-Charge bereit.
Um Bob zu öffnen, muss ich nur oben rechts die Tür berühren – auf Neudeutsch eine taktile Öffnungsfunktion. Im Innenraum geht das rote Licht an und ich beginne mit dem Befüllen der Geschirrschublade. Laut Hersteller passen drei Gedecke hinein, sprich Teller, Besteck und Gläser. Das würde ich als realistisch bezeichnen.
Dann Schublade rein, Tür zu. Jetzt muss ich nur noch rund vier Liter Wasser einfüllen. Das geht am einfachsten mit einem Massbecher oder einer kleinen Giesskanne. Sobald Bob seinen Durst gestillt hat, meldet er das mit einem kurzen Piepser und einer Anzeige auf dem Display. Du musst dir also keine Sorgen machen, dass du zu viel einfüllen könntest und der Tank überläuft. Neben der manuellen Befüllung kannst du Bob auch an einen Wasserhahn anschliessen. Dafür benötigst du einen entsprechenden Schlauch und einen Wasserverteiler (gehören nicht zum Lieferumfang).
Insgesamt hat Bob fünf Waschprogramme: Glas (15 Min.), Express (20 Min.), Standard (50 Min.), Intensiv (90 Min.) und Eco (180 Min.). Über die grosse «Play»-Taste wähle ich für den Anfang den Standard-Waschgang. Dank der Waschmittel-Kartusche muss ich mich um nichts weiter kümmern und Bob legt direkt los.
Bob ist bereit für den ersten Waschgang.
Während des Waschgangs ist Bob ziemlich leise, wobei man ihn schon in der ganzen Wohnung hört. Gefühlsmässig ist er einen Tick lauter als ein festinstallierter Geschirrspüler, aber auf keinen Fall störend laut. Etwas irritierend ist für mich zu Beginn der Abwasserauslass. Das Abwasser wird nicht konstant abgelassen, sondern über mehrere «Schübe» verteilt. So höre ich aus der Küche plötzlich das Geräusch von fliessendem Wasser und denke sofort, «Bob läuft aus». Eine kurze Sichtkontrolle zeigt aber, dass alles gut ist und lediglich das Abwasser ordnungsgemäss ins Lavabo fliesst. Bereits beim zweiten Waschgang habe ich mich an das Geräusch gewöhnt.
Nach exakt 50 Minuten springt die Tür automatisch auf, damit das Geschirr trocknen und abkühlen kann. Etwa drei Minuten später erklingt die stilisierte Marseillaise, womit Bob verkündet, dass ich nun das Geschirr entnehmen kann. Ich springe sofort in die Küche und bin beeindruckt: Die Sauberkeit ist über jeden Zweifel erhaben. Selbst das metallene Trinkröhrli ist durch und durch sauber.
Etwas mühsam ist, dass der Deckel des Besteckhalters kaum befestigt ist. Beim Rausnehmen des Bestecks löst er sich sehr leicht, wodurch dann das Besteck schief steht und mit beiden Händen befreit werden muss. Wenn ich Bob längerfristig nutzen würde, würde ich hier wohl mit etwas Kabelbinder nachhelfen. Und wenn wir schon beim Meckern sind: Konstruktionsbedingt ist der Platz im Bob natürlich beschränkt. Meine grossen Teller (25 cm) sind bereits das obere Limit und mit einer Pfanne oder einem Abtropfsieb ist praktisch der gesamte Innenraum ausgefüllt.
Nicht wirklich geeignet für Bob: Abtropfsieb …
Das ist aber Kritik auf hohem Niveau, denn Bob macht grundsätzlich einen super Job. Du solltest dir einfach bewusst sein, dass du mit der Anschaffung von Bob das Abwaschbürstli nicht gleich wegwerfen kannst.
Als nächstes probiere ich den Express-Waschgang. Auch damit wird mein Geschirr blitzblank, und das in nur 20 Minuten! So ist es ein Leichtes, auch grössere Mengen Geschirr waschen zu lassen. Da frage ich mich, was genau Bob im Eco-Waschgang tut. Klar, die Wassertemperatur ist etwas niedriger (50 statt 65°C), aber das Programm dauert neun Mal (!) länger als Express, ganze drei Stunden. Das kann unmöglich ökologischer sein.
Daher lasse ich den Eco-Modus aus und wasche mein Geschirr ausschliesslich im Express-Waschgang. Das Einzige, wovor Bob in diesem Modus kapitulieren muss, ist eine Knoblauchpresse. Die fest sitzenden Knoblauchreste bekommt er in 20 Minuten nicht allesamt raus, aber das finde ich in Ordnung. Für stärkere Verschmutzungen gibt es ja die längeren Waschprogramme. Apropos Verschmutzung, alle zehn Waschgänge fordert Bob mich auf, den Filter zu reinigen. Das ist in einer Minute erledigt, da der Filter sehr einfach zugänglich ist.
Übrigens, Bob bietet auch einen Timer, sodass du den Start des Waschprogramms um bis zu 12 Stunden verzögern kannst, um zum Beispiel von den günstigeren Stromtarifen in der Nacht zu profitieren.
Bob und die Nachhaltigkeit
Auch ohne den Eco-Modus gibt sich Bob grosse Mühe beim allgegenwärtigen Thema Nachhaltigkeit. Zunächst einmal besteht er zu 65 Prozent aus rezykliertem Material. Dann verbraucht er wesentlich weniger Wasser als beim Abwaschen von Hand, je nach Waschprogramm sind es bloss zwischen 1.7 und 3.8 Liter.
Weiter ist Bob laut Hersteller daan tech auf eine sehr lange Lebensdauer von 15 Jahren ausgelegt. Dies erreicht er mit einer ausserordentlich hohen Reparierbarkeit: Seine Bauteile sind nicht verklebt, sondern geschraubt, was Reparaturen stark vereinfacht. Da er nicht fest eingebaut ist, ist es auch viel leichter, an die einzelnen Bauteile heranzukommen. Dank Videoanleitungen sollen selbst Laien (also ich) Bob reparieren können. Dazu kommt eine gute Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Daan tech sagt, damit habe Bob die aktuell beste Reparierbarkeit im gesamten Segment der Geschirrspüler.
Darf Bob bleiben?
Die kurze Antwort: von Herzen Ja!
Die etwas längere Antwort: Bob erledigt seine Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit. Selbst im enorm kurzen Express-Programm wird mein Geschirr mit ganz wenigen Ausnahmen komplett sauber. Damit ist er eine echte Entlastung im Haushalt. Lediglich für Pfannen, Auflaufformen, Abtropfsiebe und dergleichen ist er aufgrund seiner Grösse nur bedingt geeignet, da diese Dinge praktisch den gesamten Innenraum einnehmen.
Dass Bob weniger Wasser verbraucht als die Handwäsche, freut mich ebenso wie der Umstand, dass er ohne die Waschmittel-Kartusche betrieben werden kann. Diese ist zwar praktisch, bindet einen aber auch an den Hersteller, wie etwa bei Druckerpatronen. Ich finde es sehr sympathisch, dass daan tech hier keine Bindung erzwingt.
Bob eignet sich für alle, die zuhause keinen Geschirrspüler haben oder auch unterwegs im Camper nicht auf diese Erleichterung verzichten möchten. Dank der Variabilität bei der Wasserzu- und -abfuhr passt sich Bob an die meisten Einsatzgebiete an. Ideal aufgehoben ist Bob in 1- bis 2-Personen-Haushalten. Darüber kommt er wegen der doch begrenzten Kapazität schnell mal an die Grenzen bzw. du müsstest ihn nach jeder einzelnen Mahlzeit bereits mehrmals laufen lassen.
In Anbetracht der Zeitersparnis ist für mich der Kaufpreis von 390 Franken mehr als fair. Der einzige Grund, dass ich nicht sofort ein Exemplar bestelle, liegt darin, dass ich nach all den Jahren bald in eine Wohnung umziehe, die einen Geschirrspüler hat.
Bob, wir haben einfach kein Glück beim Timing.
Redaktor
Let the Beat Hit 'em! Als passionierter Hochzeits-DJ interessiere ich mich für alles, was Musik wiedergibt. Auch privat höre ich praktisch ununterbrochen Musik, sodass in der Wohnung der eine oder andere Lautsprecher herumsteht – von ganz klein bis ganz gross. Daneben schätze ich Filme und Games im Heimkino, geniesse einen guten Whisky (natürlich mit der passenden Musik im Hintergrund) und kurve mit meinem 20-jährigen Cabrio durch den Schwarzwald.
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