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Voigtländer 50mm f/1.0 Nokton – kein alltägliches Objektiv

29.04.2024

Unter den Festbrennweiten mag das 50mm eine Standardbrennweite sein, aber eine Blendenöffnung von f/1.0 ist alles andere als Standard. Ursprünglich für den Leica M-Mount Anfang 2022 auf den Markt gebracht, hat Voigtländer dann auf Ende 2023 eine Version für den Nikon Z-Mount und Canon RF-Mount nachgereicht. Das Objektiv für die Nikon Z wurde mir zum Testen zur Verfügung gestellt, und das habe ich dann auch gemacht.

Mit der Marke Voigtländer verbinde ich persönlich eine sehr schöne Erinnerung und einen wichtigen Schritt. Vor ca. 20 Jahren, als ich gerade erst angefangen hatte, mich ernsthaft für die Fotografie zu interessieren, hat mir meine Grossmutter eine Voigtländer Vito B vermacht, die meinem Grossvater gehört hatte. Ich habe mit ihr alle Grundlagen der Fotografie wie Blende, Verschlusszeit und Belichtung gelernt, weil ja alles noch manuell war. Voigtländer ist eine Traditionsfirma aus Braunschweig, die bereits 1756 mit der Herstellung von optischen Messgeräten und Operngläsern begann. Unterdessen produziert sie ausschliesslich Festbrennweiten-Objektive.

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Die Vito B meines Grossvaters. Quelle: Claudia Kürschner / Competec

Die Haptik und Qualität

Das Objektiv und die Gegenlichtblende sind ganz aus Metall und fühlen sich absolut hochwertig an. Ehrlich gesagt habe ich bei einer Marke wie Voigtländer auch nichts Geringeres erwartet. Es gibt dieses kühle, stabile Gefühl mit einer leichten Schwere, das man nur bei alten Linsen hat. Wer schon einmal ein Voigtländer-Produkt in der Hand hatte, weiss, wovon ich rede. Dazu noch dieses spezielle Geräusch, wenn man die Gegenlichtblende draufschraubt, herrlich.

Das Gewicht von 598 Gramm klingt eigentlich nicht nach viel, und ist doch viel für ein 50mm. Der Fokusring hat einen guten Grip und hält auch sehr gut. Es lässt sich damit gut arbeiten und einstellen. Der Blendenring läuft sehr geschmeidig und rastet bei den Blendenzahlen leicht ein. Dies kann mit einem weiteren Ring, ganz oben bei der Linse, auch umgestellt werden und er läuft dann flüssig durch. Dies kann etwa beim Filmen angenehmer zum Arbeiten sein. Im Innern des Objektivs befinden sich neun Linsen in sieben Gruppen und die Blende besitzt 12 Lamellen.

Im Lieferumfang ist enthalten:

  • Voigtländer 50mm f/1.0 Nokton asphärisch
  • Frontdeckel
  • Rückdeckel
  • Gegenlichtblende

Das Nokton an einer Nikon Z f. Quelle: Claudia Kürschner / Competec

Der manuelle Fokus

Um die Linse zu testen, habe ich ein kleines Portrait-Shooting gemacht. Zum Fotografieren habe ich wieder zur Nikon Z f gegriffen, welche auch von der Optik sehr gut zu diesem Objektiv passt. Ein essenzielles Merkmal des Voigtländer 50mm ist, dass es keinen Autofokus besitzt, es muss also manuell gearbeitet werden. Eine offene Blende erschwert die Scharfstellung des Objekts oder Modells zusätzlich. Ein modernes Feature wurde jedoch eingebaut: Das Objektiv besitzt elektronische Kontakte am Anschluss und kommuniziert mit dem Kameragehäuse. Die EXIF-Daten werden übermittelt und das Fokusfeld leuchtet beim Scharfstellen grün auf, wenn man sich auf der richtigen Ebene befindet.

Für mich war das eine grosse Hilfe, denn mit Blende 1.0 zu fotografieren benötigt etwas Übung und Erfahrung. Vor allem wenn man Menschen fotografiert, da diese ja nie komplett stillstehen. Ich war deshalb sehr froh, dass sich eine Freundin von mir bereit erklärt hatte, Modell zu stehen. Etwas Schönes hat diese Arbeitsweise auch, sie entschleunigt und man nimmt sich automatisch mehr Zeit, um das Bild zu machen.

Und nun zur Bildqualität. Wie in der Galerie zu sehen ist, habe ich meistens mit Blende 1.0 fotografiert. Das Nokton liefert wunderschöne Fotos mit scharfen Details, je nachdem, wie die Blende eingesetzt wird. Es besitzt eine sehr gute Farb- und Kontrastwiedergabe und natürlich viele kreative Möglichkeiten. Das Wichtigste für die meisten Fotografen ist natürlich das Bokeh. Dieses reicht, je nach Hintergrund, von vielen kleinen Punkten bis zu wunderschön cremigen Farbübergängen. Ich weiss, es ist wahrscheinlich eine oft überstrapazierte Beschreibung, aber die Bilder haben fast einen 3D-Effekt. Es hat auch nicht so den klinisch perfekten Look vieler moderner Linsen, sondern eine eigene Persönlichkeit.

50mm ISO 400 1/2500 f/1.0 / Quelle: Claudia Kürschner / Competec

Fazit

Das Voigtländer 50mm Nokton ist ein absolut hochwertiges und robustes Objektiv, welches qualitative Bilder mit einem grossartigen Bokeh und vielen Möglichkeiten bietet. Der aktuelle Verkaufspreis von CHF 1'790.– ist nicht gerade wenig für ein Objektiv ohne Autofokus. Jedoch gibt es andere lichtstarke Objektive, die gut über CHF 2'000.– kosten würden und die höchste Blende dann eine 1.4 wäre. Und eine Blende 1.0 wird halt eher selten produziert. Voigtländer hat als Drittanbieter in diesem Bereich deshalb auch kaum Konkurrenz. Mich persönlich hat vor allem die Art des Bokehs sehr beeindruckt. Wie oben schon erwähnt, sind mir da moderne Objektive meistens zu perfekt.

Wer sich mit einer manuellen Bedienung anfreunden kann und eine schöne Portraitlinse sucht, der sollte sich das Nokton unbedingt mal anschauen gehen.

Voigtländer 50mm f/1.0 Nokton bei uns kaufen

Claudia Kürschner

Content Marketing Manager

Fotografin I Kopfhörer-Fan I Metalhead I PC-Gamer I Luzernerin I liebt Filme, Regen und Reptilien

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