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Wasser trinkbar machen – die Methoden im Überblick

16.08.2022

Wer längere Zeit draussen, in der Natur unterwegs ist, muss irgendwann die Trinkflasche nachfüllen. Doch einfach Wasser aus Bächen, Flüssen oder Seen zu entnehmen, birgt Gefahren. Denn Krankheitserregende Mikro-Organismen können in jedem Gewässer in der Natur vorkommen.

80% aller Reiseerkrankungen sind auf verunreinigtes Wasser zurückzuführen. Eine Infektion zeigt sich meist in Form von Durchfall, kann aber im aller schlimmsten Fall zu ernsthaften Erkrankungen wie Cholera oder Typhus führen. Um das Risiko einer Erkrankung auszuschliessen, sollten Sie Wasser aus der Natur immer aufbereiten. Selbst der klarste Bergbach kann ein Krankheitsrisiko darstellen. Wenn beispielsweise ein Tier in der Nähe des Baches verendet ist, können Krankheitserreger von dort ins Wasser gelangen. In stehenden Gewässern ist das Risiko noch höher, dass das es Krankheitserreger enthält, weil hier das Wasser nicht ausgetauscht wird und sich die Erreger ansammeln können.

Wasseraufbereitung – die Methoden auf einen Blick

Nachfolgend finden Sie eine Übersicht der einzelnen Wasseraufbereitungs-Methoden – die Werte können bei einzelnen Produkten jedoch abweichen. Weiter unten gehen wir auf die einzelnen Methoden im Detail ein.

Filtration

Desinfektion

Flaschenfilter

Pumpenfilter

Schwerkraftfilter

Abkochen

UV-Entkeimung

Chemisch (Chlor)

Einfache Anwendung

Filter muss zeitweise gereinigt werden

Trübes Wasser muss vorgefiltert werden

Flasche füllen und trinken

Pumpen erfordert Muskelkraft

Beutel füllen und aufhängen

Erfordert Kocher oder offenes Feuer

Stift muss richtig ins Wasser getaucht werden

Tabletten oder Tropfen ins Wasser geben und warten

Schnell

Sofort trinkbar

1 Liter = ca. 40 Sek. bis 2 Min.

1 Liter = ca. 5 Min.

1 Liter = ca. 1 min. + Zeit bis abgekühlt

1 Liter = ca. 90 Sek.

1 Liter = ca. 30 Min. bis 4 Std.

Leicht

Zusatzgewicht von Akkus / Ladegerät

Kompakt

Keine geschmackliche Beeinträchtigung

✓*

✗**

Günstig

* Gewisse Personen empfinden den Geschmack von abgekochtem Wasser als fade. Eine Prise Salz pro Liter kann dagegen helfen.

** Durch die Behandlung erhält das Wasser einen Chlorgeschmack. Dieser kann mit Antichlor-Mittel entfernt werden.


Wählen Sie Ihre Wasserquelle sorgfältig

Die hier vorgestellten Wasseraufbereitungsmethoden sind sehr effektiv darin, die grössten Gefahren im Wasser zu eliminieren. Wir gehen deswegen nicht darauf ein, ob eine Methode effektiver ist als eine andere.

Aber weil auch der beste Filter keinen 100% Schutz vor allen Erregern bietet, bleibt ein Restrisiko bestehen. Je stärker das Wasser kontaminiert ist, desto grösser ist die Gefahr, dass dennoch eine Ansteckung erfolgen könnte. Deswegen empfehlen wir Ihnen, das Wasser bereits aus einer möglichst sauberen Quelle zu nehmen.

Das bedeutet:

  • Möglichst klares Wasser
    Zwar kann auch klares Wasser kontaminiert sein, aber stark getrübtes Wasser, das sichtbare Ablagerungen auf der Oberfläche aufweist und schlecht riecht, ist mit grosser Wahrscheinlichkeit kontaminiert.
  • Fliessendes Wasser
    In stehenden Gewässern können sich Erreger sammeln und frei vermehren. In fliessenden Gewässern wie Bächen und Flüssen hingegen findet immer wieder ein Austausch mit frischem Wasser statt.
  • Sichere Gebiete
    In gewissen Gebieten ist die Wahrscheinlichkeit grösser, dass das Wasser mit Chemikalien oder Fäkalien kontaminiert ist. Verwenden Sie deswegen möglichst kein Wasser, aus der Nähe von
    • Campingplätzen,
    • Bergbauwerken,
    • landwirtschaftlichen genutzten Flächen und
    • Gebieten ohne Kanalisation


Filtern oder Desinfizieren

Die Wasseraufbereitungs-Methoden lassen sich in zwei Hauptgruppen einteilen:


Filtern

Beim Filtern werden Fremdkörper aus dem Wasser entfernt. Dadurch wird trübes Wasser wieder klar und Mikro-Organismen bleiben im Filter hängen.

Filter sind vor allem gegen Protozoen und Bakterien wirksam, da diese relativ gross sind und im Filter zurückgehalten werden. Viren hingegen sind kleiner. Deswegen schützen die Filter nur gegen 99.9…% der Viren. In besonders gefährdeten Regionen – also vor allem in südlichen und tropischen Ländern – lohnt es sich, das Wasser vorzufiltern und anschliessend mit UV-Strahlen zu behandeln.

Wenn Sie Wasser von üblen Gerüchen befreien wollen, hilft ein Aktivkohlefilter. Der Aktivkohlefilter ist dabei immer ergänzend zu einem Glasfilter oder Keramikfilter – das sind die Filter, die normalerweise verwendet werden. Ein Aktivkohlefilter ist deswegen eine Ergänzung, da er allein nicht genügend wirksam gegen Krankheitserreger ist. Nicht alle Hersteller weisen prominent darauf hin, ob ein Aktivkohlefilter verbaut ist. Es empfiehlt sich deswegen, die Produktbeschreibung genau zu lesen.

Aktivkohlefilter sind ausserdem in der Lage, gewisse Chemikalien aus dem Wasser zu entfernen – gewöhnliche Glasfilter und Keramikfilter sind dagegen weniger bis gar nicht effektiv. Weil aber auch Aktivkohlefilter keinen 100-prozentigen Schutz vor allen Chemikalien bieten, sollten Sie die Wasserquelle immer mit Bedacht wählen.

Keramikfilter und Glasfilter unterscheiden sich darin, dass Keramikfilter immer wieder gereinigt werden können und dadurch sehr langlebig sind. Keramikfilter eignen sich deswegen vor allem dann, wenn Sie sie für einen längeren Gebrauch vorgesehen sind. Glasfilter dagegen müssen schneller getauscht werden, besitzen aber ein höheres Rückhaltevermögen – sprich, Sie bieten einen etwas besseren Schutz vor Erregern.

Unabhängig vom Material des Filters unterscheiden sich die Filter-Modelle vor allem darin, wie das Wasser durch den Filter fliesst – daraus ergeben sich gewisse Vor- und Nachteile:


Pumpenfilter

Ein Mann filtert Wasser mit einem Katadyn-Pumpenfilter
© Katadyn

Durch die Pumpe können grosse Wassermengen in kurzer Zeit gefiltert werden – Pumpenfilter eignen sich deswegen gut, wenn Sie viel Wasser für eine ganze Gruppe aufbereiten möchten. Manche Pumpen funktionieren allerdings etwas streng und verlangen einiges an Muskelkraft. Zudem sind Pumpenfilter tendenziell sperriger als die anderen Filter-Methoden.

Flaschen- und Beutelfilter

Eine Frau Trinkt aus einer Filter-Flasche von Lifestraw
© Lifestraw

Bei Flaschen- und Beutelfiltern ist der Filter mit einem Mundstück verbunden. Durch Saugen am Mundstück wird das Wasser durch den Filter befördert. Flaschen- und Beutelfilter sind kompakt und sehr schnell einsatzbereit – einfach das Wasser in den Behälter füllen und schon können Sie trinken. Bei gewissen Modellen ist die Durchflussrate aber eher niedrig. Dadurch muss stark am Mundstück gesogen werden, um das Wasser durch den Filter zu bringen. Flaschen- und Beutelfilter sollten aus hygienischen Gründen nur von einer Person benutzt werden.

Schwerkraftfilter

Eine Person beim Einrichten eines Schwerkraftfilters von MSR
© MSR, Scott Rinckenberger

Schwerkraftfilter sind Wassersäcke, die aufgehängt werden. Die Schwerkraft drückt das Wasser durch den Filter. Gleich wie die Pumpenfilter sind Schwerkraftfilter ideal zum Aufbereiten von grossen Wassermengen für Gruppen. Im Vergleich zu Pumpenfiltern benötigen Schwerkraftfilter allerdings mehr Zeit für die Wasseraufbereitung – als Richtwert gelten 5 Minuten pro 1 Liter Wasser. Je nach Modell geht es etwas schneller oder langsamer. Dafür sind sie tendenziell kompakter als Pumpenfilter und einfach in der Anwendung – einfach den Sack mit Wasser füllen und aufhängen.

Desinfizieren

Beim Desinfizieren werden Krankheitserreger unschädlich gemacht. Die Erreger bleiben im Wasser zurück, sind aber nicht mehr bedenklich. Anders als beim Filtern bleibt trübes Wasser auch nach dem Desinfizieren weiterhin trüb.


Desinfektion von trübem Wasser

Trübes Wasser ist deutlich unappetitlicher beim Trinken als klares Wasser. Als einfache Methode können Sie das Wasser mit einem Stück Stoff vorfiltern – zum Beispiel mit einem ausgedienten T-Shirt. Dadurch wird das Wasser klarer.

Ausserdem hat trübes Wasser einen schlechten Einfluss auf die Wirkung der Desinfektion. Grund sind die Schwebstoffe im Wasser. Um dem entgegenzuwirken, müssen Sie folgendes beachten:

  • Beim Abkochen müssen Sie das Wasser mit einem Stück Stoff vorfiltern.
  • Bei der Desinfektion mit Chlor müssen Sie das Wasser ebenfalls mit einem Stück Stoff vorfiltern und die doppelte Dosis Chlor verwenden.
  • Bei der UV-Entkeimung müssen Sie das Wasser mit einem speziellen Filter vorfiltern.


Abkochen

Eine Mann giesst Wasser aus einer Pfanne in einen Becher

Abkochen ist die einfachste Art der Wasseraufbereitung – alles was es dazu braucht, ist bereits Teil der Standardausrüstung beim Campen und Trekken: ein Topf und ein Kocher oder offenes Feuer.

Bei der Frage, wie lange das Wasser abgekocht werden soll, scheiden sich die Geister ein wenig. Was klar ist: Je höher Sie sich befinden, desto länger müssen Sie das Wasser abkochen. Grund dafür ist, dass mit steigender Höhe der Siedepunkt schneller erreicht wird. Dadurch beginnt das Wasser zu sprudeln, bevor die benötigte Temperatur erreicht ist, um alle Krankheitserreger abzutöten. Bei 0 Meter über Meer liegt der Siedepunkt bei 100 °C, bei 3'000 Meter über Meer bei ca. 90 °C.

Das Amerikanische «Centers for Disease Control and Prevention» rät:

  • Ab 0 Meter über Meer: Wasser 1 Minute sprudelnd abkochen
  • Ab 2'000 Meter über Meer: Wasser 3 Minuten sprudelnd abkochen

Bedenken Sie ausserdem: Je mehr Wasser Sie abkochen möchten, desto länger dauert es grundsätzlich, bis das Wasser zu sprudeln beginnt.

Gewisse Personen empfinden abgekochtes Wasser als fad. Sollte Ihnen das abgekochte Wasser nicht schmecken, geben Sie eine Prise Salz pro Liter Wasser hinzu.

Das Abkochen auf einem Gas- oder Benzinkocher benötigt viel Brennstoff. Je nachdem lohnt es sich deswegen, auf eine andere Wasseraufbereitungsmethode zurückzugreifen, damit genug Brennstoff zum Kochen übrigbleibt.

UV-Entkeimung

Steripen in der Anwendung
© Katadyn

Bei der UV-Entkeimung werden Viren, Bakterien und Protozoen durch UV-Strahlen abgetötet. Damit die UV-Strahlen alle Krankheitserreger beseitigen können, muss das Wasser möglichst klar sein. Die Schwebstoffe blocken andernfalls die UV-Strahlen und verhindern, dass alle Erreger bestrahlt werden.

UV-Entkeimer sind zwar kompakt, benötigen aber noch zusätzliches Equipment wie Ladegeräte oder Ersatzbatterien. Je nach Modell und verwendeter Stromquelle gibt es starke Unterschiede, wie viel Wasser mit einer Akku- oder Batterieladung jeweils aufbereitet werden kann. Einige Modelle mit leistungsfähigen Lithium-Batterien können beispielsweise 150 Liter entkeimen – preiswertere Modelle mit kleineren Akkus schaffen nur 20 Liter mit einer Akkuladung.

    Chemische Desinfektion

    Ein Mann beim Desinfizieren von Wasser mittels Tabletten

    Chemische Desinfektionsmittel sind günstig und sehr kompakt. Nachteilig ist aber, dass gewisse Desinfektionsmittel vergleichsweise lange brauchen, bis das Wasser trinkbereit ist. Im Extremfall dauert es bis zu vier Stunden.

    Durch die Behandlung mit Chlor erhält das Wasser einen Chlorgeschmack. Diesen können Sie mit einem Antichlor-Mittel beseitigen.

    Neben den chlorbasierten Mitteln führen wir Silberionen-Tabletten im Sortiment. Silberionen verhindern, dass sich Bakterien und andere Mikro-Organismen vermehren können – Sie töten die Mikro-Organismen aber nicht ab. Deswegen können diese Tabletten nicht zur Trinkwasseraufbereitung genutzt werden, sondern nur zur Konservierung von sauberem Trinkwasser.

    • Wasseraufbereitung
      MicropurWasseraufbereitung Forte MF 1T
      • Typ: Chemischer Wirkstoff
      • Zertifikate: Keine Zertifizierung
      • Gewicht: 0 g
      • Set: Nein
      • Farbe: Weiss
      • Sportart: Camping, Reisen
      Artikel-Nr. 1051807
    • Wasseraufbereitung
      MicropurWasseraufbereitung Forte
      • Typ: Chemischer Wirkstoff
      • Zertifikate: Keine Zertifizierung
      • Gewicht: 124 g
      • Set: Nein
      • Farbe: Weiss
      • Sportart: Camping, Wandern
      Artikel-Nr. 1306407
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