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Wie Sie Ihren Monitor kalibrieren und wann es wichtig ist

31.01.2023

«Ich sehe was, was du nicht siehst» – und zwar, weil unsere Bildschirme nicht gleich kalibriert sind. Das gleiche Bild erscheint auf verschiedenen Monitoren in anderen Farben. Manchmal ist das sogar gewünscht, manchmal aber auch problematisch. Dieser Beitrag zeigt Ihnen, wie Sie Ihrem Bildschirm «richtige» Farben beibringen und wann es überhaupt nötig ist.

Rot ist nicht gleich rot. Und zwischen dem Rot einer Rose im Garten und einem gedruckten Foto dieser Rose wird das «Rot» an verschiedenen Stellen aufgenommen und bearbeitet: vom Kamerasensor, von der Kamera-Software, in der Bearbeitungs-Software (sowohl technisch als auch vom Nutzer), beim Komprimieren und schliesslich noch durch mehrere Arbeitsschritte beim Druck. So kommt es, dass ein Foto zum Beispiel die berühmten «Canon-Farben» hat. Das liegt daran, dass der Canon-Sensor die Lichtwellen leicht anders interpretiert als etwa ein Sony-Sensor. Einen grossen Einfluss hat ausserdem der Bildschirm, an dem Sie ein Foto anschauen und bearbeiten (Bild 1).

Bild 1: Bei Gaming-Bildschirmen hat die Farbgenauigkeit für Fotodrucke nicht erste Priorität

Verschiedene Bildschirme stellen Farben unterschiedlich dar. Das liegt einerseits in den unterschiedlichen Bildschirm-Technologien, aber auch darin, dass eine einheitliche Farbdarstellung für die allermeisten Nutzer nicht das Wichtigste ist. Das führt dazu, dass viele Bildschirme Farben nicht einheitlich, sondern leistungs- und medienabhängig anzeigen. Smartphones optimieren ihre Bildschirme so, dass die Fotos der eigenen Kamera besonders gut aussehen. Fernseh-Bildschirme sind auf Filme optimiert (Bild 2). Viele Displays bieten auch mehrere Modi an, zwischen denen man wählen kann. Diese sind in der Regel aber ebenfalls auf einen bestimmten Zweck ausgelegt, nicht aber darauf, eine möglichst realitätsgetreue Abbildung der Farben zu erreichen.

Bild 2: Auch bei TVs geht es mehr um Strahlkraft als um Genauigkeit

Eine Kalibrierung macht den Monitor nicht besser und die Farben nicht schöner. Oftmals kann sogar genau das Gegenteil der Fall sein: Bildschirme, die knalligere Farben darstellen, werden von vielen Menschen als «besser» wahrgenommen. Genau deshalb sind unsere Fernseher so schön poppig bunt.

Warum also kalibrieren?

Eine realitätsgetreue Abbildung benötigt man vorwiegend für die Zusammenarbeit mit anderen und für den Transfer in die analoge Welt, sprich: beim Ausdrucken. Bearbeiten Sie ein Foto auf einem Monitor, der für Filme optimiert ist, erscheint das Bild "knalliger" als es tatsächlich ist. Drucken Sie das Foto aus, sieht es blasser aus.

Gleiches gilt für die Helligkeit: Bearbeiten Sie ein Foto an einem strahlend hellen Bildschirm, wird es dunkler aus dem Drucker herauskommen, da die Anzeige des Bildschirmes inakkurat war. Der Bildschirm hat Sie buchstäblich hinters Licht geführt.

Objektiv «korrekte» Farben gibt es natürlich nicht. Das Kalibrieren zwingt Ihren Monitor aber zu Standards, an denen Sie sich festhalten können. Bei korrekt kalibrierten Monitore sehen Bilder im Vergleich nahezu identisch aus und auch die Druckergebnisse sollten zumindest gleichwertig sein. Kleinere Unterschiede lassen sich aus technischen Gründen nur schwer vermeiden, allerdings bewegen die sich in kaum bemerkbaren Bereichen.

Natürlich muss man sich auch die Frage stellen, ob eine Kalibrierung wirklich nötig ist. Für Endkonsumenten bringt sie in der Regel wenig. Klar ist es nett, wenn man einen Film in den wirklich «richtigen» Farben sieht, so wie das die Produzierenden gewollt haben. Aber wirklich nötig ist das nicht. Da ist es sinnvoller, das Geld in einen etwas besseren TV zu investieren, der ohnehin ein besseres Bild liefert. Im privaten Bereich lohnt sich die Kalibration nur, wenn man regelmässig Grafiken und/oder Fotos ausdruckt. Im professionellen Bereich ist die Kalibration primär für die Zusammenarbeit wichtig, damit zum Beispiel alle Mitarbeitenden eines Projekts die gleichen Farben sehen. Zumindest so weit, wie das auf technischer Ebene kontrollierbar ist. Über die individuelle Interpretation von Farben wollen wir an dieser Stelle nicht philosophieren.

Laden Sie Ihre Bilder dagegen primär auf Instagram oder eine vergleichbare Mobile-Plattform hoch, lohnt sich die Kalibration nicht wirklich (Bild 3). In diesem Fall ist Ihr Publikum zu 99 Prozent auf komplett durchmischten Handy-Displays unterwegs und wird die Fotos sehr unterschiedlich zu Gesicht bekommen. Man könnte hier die Kalibration als gesunden Mittelwert sehen, nötig ist sie aber nicht.

Bild 3: Auf Instagram sind Vibes wichtiger als Details

Wie kalibrieren Sie einen Bildschirm?

Für die Kalibrierung brauchen Sie Hardware. Daran führt leider kein Weg vorbei. Die beliebteste Lösung auf dem Markt heisst SpyderX von Datacolor. Sie erhalten ein kleines, puckförmiges Gerät mit USB-Kabel. In Kombination mit der SpyderX-Software können Sie damit Ihren Raum und Ihren Bildschirm vermessen und kalibrieren (Bild 4).

Bild 4: Mit so einem Messgerät kalibrieren Sie Ihren Bildschirm

Der Vorgang ist glücklicherweise einfach: Installieren Sie zunächst die SpyderX-Software mit dem Link, den Sie in der Hardware-Box erhalten haben. Folgen Sie den Anweisungen der Software Schritt für Schritt (Bild 5): Zunächst sollten Sie den Monitor eine halbe Stunde aufwärmen lassen. Es darf kein starkes, direktes Licht auf den Bildschirm fallen und Sie sollten die Farbeinstellungen Ihres Bildschirmes auf Standard zurücksetzen. Haken Sie die vier Punkte im Startbildschirm ab und klicken Sie auf «Weiter».

Bild 5: Die Vorbereitung ist das A und O

In der Folge erscheinen einige Fragen zu Ihrem Bildschirm. Zunächst, ob es sich um einen Desktop- oder Laptop-Monitor handelt. Beantworten Sie die Frage und gehen Sie zum nächsten Schritt weiter. Bei gewissen Bildschirmen erkennt die Spyder-Software automatisch den Hersteller und das Modell (Bild 6). Ist das nicht der Fall, können Sie den Hersteller aus der Liste auswählen und das Modell manuell eintragen. Im nächsten Schritt geben Sie an, ob Ihr Bildschirm über Helligkeits-Einstellungen und Kelvin-Voreinstellungen verfügt. Die Helligkeit lässt sich bei praktisch allen Monitoren regulieren. Kelvin-Voreinstellungen gibt es jedoch fast nur bei Grafiker-Bildschirmen. Falls Ihr Monitor diese Möglichkeit hat, finden Sie diese Einstellungen in seinem Menü.

Bild 6: Hersteller und Modell dienen hauptsächlich Ihrer Übersicht

Danach wählen Sie aus, welche Backlight-Technologie Ihr Monitor verwendet. Falls Sie nicht wissen, was Ihr Bildschirm benutzt, lesen Sie die Anleitung von SpyderX durch -diese ist sehr gut nachvollziehbar. Die meisten neueren Grafik-Bildschirme und Apple-Geräte verwenden «LED (Wide)», reguläre Bildschirme und ältere Apple-Modelle nutzen «LED (Standard)». «Allgemein» und «GB LED» sind eher selten.

Im letzten Schritt vor der Kalibrierung wählen Sie, was genau die Software prüfen soll. Bei der ersten Kalibrierung erhalten Sie nur die Möglichkeit für «FullCAL», also eine vollständige Kalibrierung. Später können Sie auch «ReCAL» verwenden, um eine schnelle Kalibrierung mit unveränderten Einstellungen vorzunehmen (Bild 7). Und schliesslich wäre da noch «CheckCAL», mit dem Sie die bestehende Kalibrierung prüfen können.

Bild 7: Bei späteren Durchgängen können Sie die Kalibration beschleunigen

SpyderX schlägt Ihnen standardmässig die Einstellungen von Gamma 2.2, einem Weisspunkt von 6500K und einer Helligkeit von 120 cd/m² (Nits) vor. Diese können Sie mit der Schaltfläche «Einstellungen anpassen» verändern. Gamma und Weisspunkt sollten Sie in den allermeisten Fällen so belassen. Die Helligkeit wird während «FullCAL» immer gemessen und angepasst. Zudem können Sie die Raumbeleuchtungsmessung aktivieren oder deaktivieren. Dabei misst SpyderX die Beleuchtung des Raumes und passt die Kalibrierung entsprechend an. Für die Raumbeleuchtungsmessung legen Sie den SpyderX wie angezeigt auf den Tisch. Sie können danach die vorgeschlagenen Einstellungen akzeptieren oder die vorher festgelegten Einstellungen verwenden.

Jetzt beginnt die eigentliche Kalibrierung: Trennen Sie Abdeckung und Messgerät und platzieren Sie das Messgerät wie markiert auf Ihrem Monitor (Bild 8). Dabei hilft es, den Bildschirm leicht nach hinten zu kippen, damit das Messgerät nicht verrutscht (Bild 9). Klicken Sie auf «Weiter», um die Kalibrierung zu starten. Während der Kalibrierung müssen Sie nur einmal kurz eingreifen. Nachdem SpyderX die Helligkeit Ihres Displays gemessen hat, werden Sie aufgefordert, die Helligkeit manuell anzupassen. Dies geschieht über das Menü Ihres Bildschirmes. Passen Sie die Helligkeit so an, dass der von SpyderX angegebene Wert erreicht wird. Danach können Sie die Software arbeiten lassen. Sorgen Sie nur dafür, dass sich die Lichtverhältnisse im Raum während der Kalibrierung nicht drastisch verändern.

Bild 8: Platzieren Sie das Messgerät auf dem angezeigten Teil des Bildschirmes

Bild 9: So sieht das auf dem Bildschirm aus

Nach der Kalibrierung sehen Sie ein Vergleichsbild, mit dem Sie den kalibrierten und unkalibrierten Zustand Ihres Bildschirmes vergleichen können. SpyderX kann Sie zudem in regelmässigen Abständen daran erinnern, die Kalibrierung zu wiederholen. Die SpyderX-Software wird in Zukunft automatisch mit dem System gestartet und lädt die Kalibrierung jeweils beim Log-in.

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Gut zu wissen: Farbstandards

Je nachdem, in welchem Arbeitsfeld Sie unterwegs sind, werden andere Standards relevant. Diese werden auch gerne von Bildschirmherstellern aufgeführt, um die Leistung des eigenen Produktes zu unterstreichen. Die beliebtesten drei Farbräume sind sRGB, Adobe RGB und DCI-P3. sRGB ist eine Art Grundlage und deckt einen eher kleinen Farbraum ab. Moderne Monitore sollten sRGB zu 100 Prozent abdecken. Der sRGB-Farbraum ist weniger breit als der von CMYK-Druckern, also Geräten, die die Farben aus den Grundfarben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz mischen. Darum gilt der sRGB-Farbraum in Grafikerkreisen als ungenügend. AdobeRGB deckt den CMYK-Farbraum nahezu vollständig ab. Monitore mit 100 Prozent AdobeRGB-Abdeckung sind aber selten. Allerdings umfasst AdobeRBG so viel mehr Farben als sRGB, dass sogar Bildschirme mit 80 bis 90 Prozent AdobeRGB-Abdeckung ein Upgrade sind. DCI-P3 ist ein Videostandard, der nicht auf Druckerfarben, sondern auf Kino-Hardware fusst. In der Praxis sind sich DCI-P3 und AdobeRGB allerdings sehr ähnlich. Besonders Apple-Geräte verwenden gerne DCI-P3 als Messlatte für die eigene Farbabdeckung.

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Gut zu wissen: Nachtmodus und True Tone

Schon seit einiger Zeit ist klar: Blaues Licht aus dem Bildschirm schadet dem Schlaf. Entsprechend bieten moderne Betriebssysteme eine Form des Nachtmodus an. Bei diesem werden die Blau-Anteile im Bild reduziert, idealerweise per Zeitschaltung. Das führt zu einem wärmeren, gelberen Bild, das für die Augen schonender sein soll. Die Umsetzung variiert. Apple verwendet einen eher subtilen Filter, während Microsoft scheinbar literweise Apfelsaft über den Monitor kippt. Fakt ist: Für die Bildbearbeitung sind diese «Augenschoner» leider nichts. Schalten Sie diese Modi unbedingt aus, bevor Sie sich ans Editieren machen. Etwas komplizierter wird es bei Apples True Tone. Dabei misst ein Sensor das Umgebungslicht und passt die Farben im Display in Echtzeit so an, dass sie für das Auge stets neutral aussehen sollen. Im Prinzip hilft das beim Bearbeiten von Bildern, allerdings müssen Sie sich dabei auch auf die True-Tone-Software verlassen können. Falls Sie Lichtbedingungen an Ihrem Arbeitsplatz bestimmen können, ist es besser, True Tone auszuschalten und ein korrekt kalibriertes Display zu verwenden. Arbeiten Sie aber an einem Ort mit stark wechselndem Umgebungslicht, das Sie nicht beeinflussen können, kann True Tone ein Lebensretter sein. Behalten Sie jedoch stets im Hinterkopf, dass hier eine Software mithilft und möglicherweise auch mal einen Fehler macht.

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    Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit PCtipp entstanden.

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