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Papier-Insider: 5 überraschende Fakten, die jeder kennen sollte

11.03.2024

In diesem Beitrag blicken Sie hinter die Kulissen von bekannten Behauptungen und Phrasen dieses alltäglichen Materials. Wir klären, warum «holzfreies» Papier ein irreführender Begriff ist, erkunden alternative Materialien zur Papierherstellung, und erläutern, ob ein papierloses Büro wirklich besser für die Umwelt ist. Ausserdem beleuchten wir die Rolle von Recyclingpapier, den Einfluss von Papier und Verpackungen auf die Emissionsreduzierung und wie Holzplantagen zum Umweltschutz beitragen. Tauchen Sie ein in die Welt des Papiers und entdecken Sie komplexe und überraschende Fakten rund um dieses scheinbar gewöhnliche Produkt.

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Behauptung 1: Es kann grundsätzlich nur noch Recyclingpapier bei der Herstellung verwendet werden.

Inkorrekt. Die Nutzung von Recyclingpapier spielt eine zentrale Rolle bei der Papierherstellung. Beim Papierrecycling werden bereits verwendete Papierfasern maximal ausgenutzt, was die Materialausbeute steigert. Dennoch ist der Einsatz von Frischfasern unverzichtbar für die Aufrechterhaltung des Papierzyklus, da recycelte Fasern durch den wiederholten Recyclingvorgang an Qualität einbüssen. Die Beimischung neuer, aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammender Fasern, ist somit essenziell, um den Kreislauf der Papierproduktion zu gewährleisten. Abhängig von der spezifischen Papierart können hohe Anteile an Altpapier verwendet werden. So ist es für Produkte wie Zeitungspapier sogar möglich, für die Herstellung beinahe vollständig auf Altpapier zurückzugreifen. Das will heissen, dass es langfristig gar nicht möglich ist, bei der Papierherstellung ausnahmslos auf Recyclingpapier zu setzen. Genauere Infos zur Papierherstellung und deren Nachhaltigkeitsfaktoren finden Sie in unserem Beitrag «Papier und Planet».







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Behauptung 2: Ein papierloses Büro ist immer umweltfreundlicher.

Inkorrekt. Seit den Pandemiejahren hat die Digitalisierung von Prozessen und damit auch die papierlose Verarbeitung einen rasanten Aufschwung erfahren. Oftmals wird hierbei grosszügig die Behauptung in den Raum gestellt, dass dies eindeutig die umweltschonendere Variante wäre. Um einen klaren Vergleich herzustellen, benötigt es jedoch die Beachtung von mehreren Faktoren. Unter anderem sind folgende Punkte bei einer Gegenüberstellung zu berücksichtigen:

  • Papierverbrauch: Ein papierloses Büro reduziert den Bedarf an Papier, was wiederum den Bedarf an Holzfällungen, Wasser- und Energie für die Papierherstellung senkt. Dies ist gut für die Umwelt.


  • Energieverbrauch: Server, Cloud-Speicher und andere digitale Dienste, die in einem papierlosen Büro verwendet werden, verbrauchen ständig Energie. Wenn diese Energie aus erneuerbaren Quellen stammt, ist der Umwelteinfluss geringer als bei Energie aus fossilen Brennstoffen. Papier hingegen kann als langfristiges Speichermedium mit geringem Energieverbrauch dienen und birgt daher vor allem bei der Langzeitarchivierung Vorteile mit sich.


  • Ressourcenverbrauch: Ein papierloses Büro erfordert grundsätzlich mehr Leistung von digitalen Geräten. Diese Geräte verbrauchen Energie und benötigen Ressourcen für ihre Herstellung und Entsorgung. Zudem wird Elektroschrott nicht annähernd im selben Ausmass recycelt wie Papier. Die verbundenen Umweltauswirkungen einer digitalen Infrastruktur müssen daher berücksichtigt werden.

Zusammenfassend kann das papierlose Büro umweltfreundlicher sein, insbesondere wenn es mit grüner Energie betrieben wird und eine verantwortungsvolle Entsorgung von Elektronikabfällen gewährleistet. Für einen Vergleich zwischen den beiden Büroeinrichtungen sollte daher zwischen den direkten und indirekten Treibhausgasemissionen und anderen Umweltauswirkungen, die mit der Papierherstellung sowie mit der Energieerzeugung zusammenhängen, berücksichtigt werden. Darüber hinaus spielt die Herstellung der Hardware eine wichtige Rolle.

Die Umweltauswirkungen von papierlosen Büros sind nicht automatisch geringer. Vielmehr müssen zahlreiche Aspekte des jeweils betroffenen Arbeitsumfelds in die Überlegungen einbezogen werden. Im Gegensatz zu einer solch umfassenden Analyse kann heutzutage mit wenig Aufwand nach nachhaltigen und zertifizierten Papiersorten gesucht werden, um bewusst Umweltschäden zu minimieren.



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Behauptung 3: Bei «holzfreien» Papier wird gänzlich auf Holz verzichtet.

Inkorrekt. Das sogenannte «holzfreie» Papier ist eigentlich ein Trugschluss, denn alle traditionell hergestellten Papiere basieren auf pflanzlichen Fasern, die ursprünglich aus Holz gewonnen wurden. Diese Fasern werden im nächsten Schritt zu Holzstoff oder Zellstoff verarbeitet. Die Bezeichnung «holzfrei» ist nur dann zutreffend, wenn das Papier im Herstellungsprozess weniger als 5 Prozent Holzstoff enthält. Das Label «Holzfrei» sagt also nichts darüber aus, ob für die Produktion Bäume gefällt wurden oder nicht.

Es gibt allerdings heutzutage innovative Papieralternativen, die gänzlich ohne Holz auskommen. In den letzten Jahren wurde beispielsweise Bambuspapier zunehmend als Teil einer breiteren Bewegung hin zu «grünen» Produkten und nachhaltigem Konsum anerkannt. Bambus ist bereits nach drei bis fünf Jahren erntereif, verglichen zu 10 bis 20 Jahren bei Bäumen. Ein Nachteil besteht jedoch im langen und komplizierten Herstellungsprozess, welcher unter anderem mit einem höheren Verkaufspreis einhergeht. Weitere Herstellungsmethoden berücksichtigen zudem Materialien wie Hanf, Baumwolle, Silphie-Pflanze oder Weizenstroh, welche eine noch umweltfreundlichere Option darstellen. Damit haben umweltbewusste Papierliebhaber*innen die Möglichkeit, gezielt nach «holzfreiem» Papier zu suchen oder sich gar für Alternativen aus anderen nachhaltigen Materialien zu entscheiden.





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Behauptung 4: Verpackungen und Papier sind Hauptverursacher von unnötigen Emissionen.

Inkorrekt. Diese Satz lässt sich widerlegen, wenn wir bedenken, dass Papier eines der am häufigsten recycelten und am besten recycelbares Produkt der Welt ist. Durchschnittlich kann Papier 3,5-mal wiederverwendet werden, wobei 81% des Altpapiers in der Schweiz gesammelt und wiederverwertet wird. Europaweit werden von allen Verpackungsmaterialien Papier und Karton mit Abstand am meisten wiederverwertet. Kartonverpackungen schützen zudem Waren, reduzieren Abfall und lassen sich, gleich wie Papier, sehr gut recyceln. Mehr Details zu Kartonagen finden Sie in unserem Ratgeber «Kartonagen clever nutzen».





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Behauptung 5: Holzplantagen schaden der Umwelt.

Inkorrekt. Der WWF geht davon aus, dass der Bedarf an Holz aus Wäldern und Plantagen bis im Jahr 2050 um das Dreifache steigen wird, um den menschlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Diese wachsende Nachfrage kann entweder zu einer nachhaltigen Nutzung der Wälder führen oder sie zerstören.

Eine Form der Forstwirtschaft stellen Holzplantagen dar, welche auf nachhaltige Weise bewirtschaftet werden können. Initiativen wie die FAO-Richtlinien für verantwortungsvolle Holzplantagen-Bewirtschaftung und Forst-Zertifizierung unterstützen dabei den Erhalt von Ökosystemen, Biodiversität und Schutzwerten. Eine übersichtliche Auflistung zu ebendiesen Zertifizierungen und Papiereigenschaften finden Sie auf der Seite «Optimale Papierauswahl». Diese Holzplantagen wachsen effizienter und schneller als natürliche Waldstücke und werden auf Flächen angebaut, die nicht in Konkurrenz zu diesen stehen, wodurch der Erhalt der Biodiversität gesichert ist. Bei verantwortungsvoller Bewirtschaftung können Holzplantagen daher einen bedeutenden Beitrag zur Deckung des weltweiten Bedarfs an Forstprodukten leisten, ohne dabei der Umwelt zu schaden.

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