Bring deine eigenen Farben auf die RC-Rennstrecke
Im RC-Modellbau vereinen sich zwei meiner Leidenschaften: Racing mit ferngesteuerten Modellen und das farbliche Gestalten von Objekten. Mein neustes Projekt: Zwei 1:10-Rennwagen in den Farben der NASCAR-Boliden aus dem Film «Days of Thunder» an den Start zu bringen. Im Blogbeitrag zeige ich dir anhand dieses Beispiels, wie du beim Lackieren einer Lexankarosserie am besten vorgehst.
Kurz und knapp
- Mein Ziel: Zwei RC-Modelle, die genauso aussehen wie die Rennwagen der Protagonisten im Film «Days of Thunder».
- Die Ausgangslage sind zwei transparente, unlackierte Lexankarosserien.
- Ein Schneideplotter und meine Airbrush-Pistole kommen zum Einsatz.
- Schritt für Schritt zeige ich dir, wie Karosserieteile abgedeckt und Farbschichten aufgetragen werden.
- Tipps für Anfänger und Tricks für Fortgeschrittene inbegriffen.
Spass macht das Steuern eines RC-Fahrzeugs sowieso – noch mehr aber, wenn sich das Modell durch eine individuelle Lackierung abhebt. Mit einer transparenten Lexankarosserie als Ausgangspunkt sind dir bei der Gestaltung kaum Grenzen gesetzt, ob du nun ein reales Vorbild nachempfinden oder ein eigenes Design umsetzen möchtest. Mich zum Beispiel hat es gereizt, zwei Wagen in den Farben der Stock Cars aus dem Filmklassiker «Days of Thunder» zu lackieren.
Die «Racing livery» dieser Fahrzeuge setzt sich aus mehreren Farben, den Startnummern und den Logos der Sponsoren zusammen. Trotz einiger Erfahrung im Lackieren von Karosserien ist die Umsetzung auch für mich eine echte Herausforderung gewesen und hat mir viel Fingerspitzengefühl und Geduld abverlangt. Möglich ist alles nur mit Hilfe eines Schneidplotter gewesen. Wer erstmals eine Karosserie lackieren möchte, kann sich hier einige Tipps holen. Ich empfehle jedoch: Lass bei deinem ersten Projekt alles weg, wofür du einen Plotter brauchst. Auch ohne Schriftzüge sieht ein mehrfarbiges Design toll aus.
Die NASCAR-Serie und der Film «Days of Thunder»
Die NASCAR-Rennen haben ihren Ursprung in der Zeit der sogenannten Prohibition, als Alkohol in den Vereinigten Staaten verboten war: Ausgetragen wurden die Rennen ursprünglich zwischen Schmugglern, die ihre Autos so frisiert hatten, dass sie damit der Polizei entkommen konnten. Daraus entwickelte sich eine Tourenwagen-Meisterschaft, die schliesslich in den 1960er Jahren so reglementiert wurde, dass seither weitgehend einheitliche Autos mit riesigen 5,7-Liter-Motoren an den Start gehen.
In den USA existiert eine lange Tradition von Filmen, die im Rahmen der NASCAR-Rennserie spielen. So nehmen zum Beispiel die Komödie «Stroker Ace» («Der rasende Gockel») mit Burt Reynolds und teils auch die Animationsfilmreihe «Cars» Bezug darauf. «Days of Thunder» wurde 1990 mit Tom Cruise und Nicole Kidman in den Hauptrollen gedreht; Cruise wirkte ausserdem als Co-Autor des Drehbuchs mit. Actiongeladene Szenen auf der Rennstrecke machen einen wichtigen Teil des Films aus – sieh dir den Trailer an.
Vorbereitung
Die transparenten Karosserien aus Lexan werden in der Regel innen lackiert; so splittert die Farbe bei einer Kollision oder einem Überschlag nicht gleich weg. Die Farbschichten werden also von innen nach aussen aufgetragen, wobei ich empfehle, nach der Regel «dunkel vor hell» zu arbeiten. Bei einem komplexen Design ist es ratsam, einen Ablaufplan zu schreiben: Wo müssen Maskierkleber hin, in welcher Reihenfolge muss ich diese entfernen und wann welche Farbschicht auftragen?
Lexan: Das Material und seine Anwendung im RC-Modellbau
Lexan ist ein Kunststoff (Polycarbonat), der als Material für RC-Karosserien beliebt ist, da er sehr elastisch ist und nicht so leicht bei einem Crash beschädigt wird. Ausserdem ist Lexan leicht und somit ideal für Rennfahrzeuge geeignet. Da es vollkommen transparent ist, lässt es sich von innen her lackieren – und doch wirken die Farben kräftig.
Unlackierte Lexankarosserien gibt es sowohl für On-Road- als auch für Off-Road-Modelle. Besonders beliebt ist der Massstab 1:10, der aufgrund seiner Grösse ein detailreiches Karosseriedesign erlaubt, ohne dass die Aufgabe allzu knifflig wird. Dazu passend benötigst du ein Chassis im selben Massstab. Möchtest du erstmals eine Lexankarosserie lackieren, dann hol dir weitere Tipps und Infos in unserem Ratgeber.
Produktionstechnisch bedingt gibt es an den unteren Rändern der Karosserien überschüssiges Material, das zuerst weggeschnitten werden muss. Das wichtigste Werkzeug dafür ist die Lexanschere. Zusätzlich nehme ich ein Skalpell zu Hilfe und glätte die Kanten mit einem Schleifblock.
Nun empfiehlt es sich, die Karosserie mit warmem Wasser und etwas Spülmittel auszuwaschen. Ich habe sie danach mit Druckluft getrocknet, alternativ kannst du aber auch ein Mikrofasertuch verwenden. So verhinderst du, dass unter der Lackierung noch Staub und Fingerabdrücke zurückbleiben.
Die Scheiben sollen transparent bleiben; mit der mitgelieferten Maskierfolie klebe ich sie von innen ab. Mit Hilfe eines Schneideplotters – verwendet habe ich den Silhouette Cameo 5 – schneide ich die Startnummern und die grossen Logos aus hauchdünner Vinylfolie zu; auch dies, um die entsprechenden Stellen maskieren zu können. Nicht vergessen – wir lackieren von innen, also müssen diese Grafikelemente spiegelverkehrt aufgeklebt werden. Das gelingt mit Transfertape. Zuletzt decke ich mit Maskierband weitere Stellen der Karosserie ab.
Aussen ist die Karosserie noch mit einem Schutzfilm überzogen, der sich hervorragend zum Einzeichnen von Markierungen eignet, damit sich die Designs möglichst symmetrisch übertragen lassen. Auch die Löcher für die Karosseriepfosten (welche die Karosserie am Ende am Chassis befestigen) zeichne ich jetzt ein, da dies im transparenten Zustand deutlich einfacher geht.
Lackieren
Zum Lackieren von Lexankarosserien gibt es spezielle Lexansprays, deren Farbe gut haftet und sehr elastisch und beständig ist – wie das Material selbst. Erfahre mehr über das Lackieren mit Lexansprays in unserem Ratgeber. Für mein Projekt ist mir die Farbpalette bei den Sprays allerdings nicht umfangreich genug. Daher entscheide ich mich für die Airbrushpistole, wo ich mir den Farbton zurechtmischen kann.
Airbrush: Die Technik und ihre Anwendungen
Die Airbrushtechnik wurde 1876 in den USA patentiert; Vorläufer waren aber schon zuvor in Gebrauch gewesen. Airbrush ist speziell für detaillierte Arbeiten entwickelt worden, und so ist eine Airbrushpistole auch nicht viel grösser als ein Kugelschreiber und liegt ähnlich in der Hand. Die Pistole bezieht Druckluft aus einem dazugehörigen Kompressor und gibt damit Farbe ab. Verschiedene Düsen erlauben feinere oder gröbere Farbverläufe. Die Auswahl an Farben ist gross; es können aber auch selber Farben gemischt werden. Mit einer Airbrushpistole erweiterst du deine Möglichkeiten nicht nur im Feld des Modellbaus: Die weiteren Anwendungen reichen von der Malerei übers Makeup bis zum Bodypainting.
Ich setze auf Vallejo Premium Airbrush Colors, welche sich in meinen früheren Projekten gut bewährt haben. Diese sind auf Wasserbasis hergestellt und riechen sogar angenehm. Trotzdem empfiehlt es sich, genauso wie beim Lackieren mit Lexansprays, eine Schutzmaske und Handschuhe zu tragen. Nachdem ich nun nochmals überprüft habe, ob ich alle Stellen korrekt maskiert habe, gebe ich die Farbe in meine Airbrushpistole, welche ich für die grossen Flächen mit einem 0,4-mm-Düsen-/Nadelsatz ausgestattet habe.
Die ersten Schichten trage ich nur fein auf und lasse sie kurz trocknen. Sie dienen sozusagen als Haftbrücke für die folgenden Farbschichten. Ob die Farbe gleichmässig deckend gesprüht worden ist, überprüfe ich, indem ich die Karosserie gegen ein helles Fenster halte. Während die Farbe trocknet, spüle ich die Airbrushpistole aus, damit sie einsatzbereit ist für die nächste Farbe. Mit einem Haarföhn auf mittlerer Stufe lässt sich der Trockenvorgang der Farbe verkürzen.
Überall, wo Logos hinkommen, sprühe ich zum Schutz eine Deckschicht weiss darüber, bevor ich mit der nächsten Farbe beginne. Die Farbschichten sind in diesen Bereichen eher fein sind und ich möchte verhindern, dass die Folgefarben verfälscht werden.
Auf meinem Plan schaue ich, welche Flächen ich als nächstes demaskieren muss, und mische die entsprechende Farbe an. Beim gelb-grünen Fahrzeug gibt es zwei Farbübergänge. Diese gelingen mit der Airbrushtechnik deutlich kontrollierter als mit Spraydosen. Arbeitest du mit Lexansprays, dann verwende lose Masken, also zum Beispiel Kartonstreifen, die du in einer gewissen Entfernung zur Karosserie hinhältst.
Die letzte Schicht ist gesprüht: Jetzt entferne ich die Maskierkleber von den Scheiben. Auch die Schutzfolie, die sich immer noch an der Aussenseite der Karosserie befindet, kommt nun weg und die Karosserie erstrahlt im vollen Glanz. Gnadenlos wird aber auch jeder Fehler sichtbar, und durch das Vorgehen in umgekehrter Reihenfolge kann nicht einfach ausgebessert werden, indem man darüber lackiert. Natürlich gilt: Übung macht den Meister – jedes Mal klappt's ein wenig besser.
Decals aufkleben – und fertig!
Zusätzliche Sponsorenaufkleber, sogenannte «Decals», dürfen bei meinem Modell genauso wenig fehlen wie beim Vorbild. Diese werden nun aussen auf die Karosserie aufgeklebt. Hier zahlen sich Geduld und eine ruhige Hand aus. Wer Mühe hat beim Ausrichten, kann sich aus Malerabdeckband eine Hilfsschablone machen. So lassen sich Decals korrekt ausrichten und zentrieren.
Und damit ist der letzte Arbeitsschritt geschafft, und die Stock Cars aus «Days of Thunder» stehen vor mir – so prachtvoll, dass sie fast zu schade sind, um Rennen zu fahren. Aber das Motto des Films soll gelten: «Rubbin’ is racing».
Übrigens: Bist du Motorsport-Fan und inspiriert dich mein Projekt, ebenfalls Modelle nach Vorbildern aus dem vergangenen Jahrhundert zu gestalten? Dann zögere nicht, uns zu kontaktieren. Gerne prüfen wir, ob wir deine Wunschkarosserie für dich auftreiben können. Wirf aber am besten zuerst einen Blick in den Brack-Onlineshop – bereits hier findest du eine grosse Auswahl:
Product Manager RC-Modellbau
Wie funkelten die Augen eines kleinen Jungen, als seine Eltern eines Abends mit einem Tamiya Buggy heimkamen. Und diese Begeisterung habe ich heute noch. Ob Drift, Race, Crawler, FPV oder 3D Heli, selbst ein Lowrider ist in meiner Sammlung. Sollte ich nicht am Basteln oder Airbrushen einer Karosserie sein, verbringe ich abenteuerliche Roadtrips auf meiner Enduro.
Alle Beiträge des Autors anzeigenVerwendete Produkte
- SilhouetteSchneideplotter Cameo 5 Weiss
- Maximale Arbeitsbreite: 304.8 mm
- Materialdicke: 3 mm
- Schneidplotter Funktionen: Zeichnen, Schneiden
- Detailfarbe: Weiss
Artikel-Nr. 1624046 - CricutVinylfolie Premium Permanent 30.5 x 122 cm, Schwarz
- Geeignet für Drucker: Nein
- Detailfarbe: Schwarz
- Aussenanwendung: Ja
- Selbstklebend: Ja
- Folien Effekt: Glänzend
- Format: 30.5 x 122 cm
Artikel-Nr. 926122 - Harder & SteenbeckInfinity 2024 2in1 2 ml und 4 ml Cup
- Set mit Kompressor: Nein
- Ausführung Airbrush: Double Action
Artikel-Nr. 1836609
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