
Lenovo ThinkSmart View im Test: Was kann das Display für Microsoft Teams?
Weder Fisch noch Vogel ist das Lenovo ThinkSmart View. Aber obwohl es sich sämtlichen Gerätedefinitionen zu entziehen scheint, kann es eine Sache ungemein gut: Videocalls via Microsoft Teams. Wir haben das praktische Kommunikationsgadget für Teams-Nutzer*innen im Firmenalltag getestet.
Was ist das eigentlich?
«Is it a bird? Is it a plane..?» Das seit zirka einem Jahr erhältliche Lenovo ThinkSmart View ist weder als Tablet, als Zusatzdisplay noch als Videotelefon richtig greifbar. Deshalb geht es am ehesten als neue neue Gerätekategorie «All-in-one Teams Display» durch. Mit anderen Worten: Das Gerät ist dazu da, Euch die Arbeit mit Microsoft Teams zu erleichtern.
Die Hardware
Hierzu verfügt es über einen berührungsempfindlichen Bildschirm mit 20 cm Diagonale und einer Auflösung von 1200×800 Pixeln im Seitenverhältnis 16:9. Dazu hat es 10-Watt-Lautsprecher, Mikrofon und Webcam eingebaut. Via WiFi verbindet Ihr das ThinkSmart View mit Eurem Teams-Account, via Bluetooth könnt Ihr Kopfhörer oder Computer anbinden. Die Stromversorgung erfolgt über ein Netzteil. Ein USB-Port ist vorhanden, wird aber lediglich für werksseitige Wartungsarbeiten verwendet.
Nebst dem Touchscreen verfügt das Gerät über ganz wenige Bedienelemente. Da wären die beiden Lautstärketasten (hoch/runter) sowie zwei Schieberegler: der eine, um die Webcam zu sperren, der andere, um das Mikrofon stummzuschalten.
Die Software
Softwareseitig basiert das Lenovo ThinkSmart View auf einer speziellen Android-Version, von der Ihr aber prinzipiell nichts seht. Es läuft eine eigens fürs Gerät angepasste Version von Microsoft Teams. That's it. Auf dem Hauptbildschirm seht Ihr rechts den Stream mit den neusten Nachrichten sowie bevorstehenden Terminen und links könnt Ihr Euch aus den folgenden Funktionen die fünf wichtigsten aussuchen (die anderen sind dann über den Button «mehr» zu erreichen.
- Anrufe: Hier könnt Ihr Anrufe innerhalb Eurer Organisation oder, falls vom Administrator konfiguriert, auch aufs öffentliche Telefonnetz führen.
- Voicemail: Hier könnt Ihr hinterlassene Nachrichten abhören.
- Notizen: Hier lest Ihr hinterlassene Textnachrichten
- Kontakte: Hier könnt Ihr nach Kontakten suchen.
- Teams: Hier schaut Ihr nach, was sich in den Chats der einzelnen Teams abspielt.
- Chat: Hier werden Eure letzten Unterhaltungen angezeigt. Ihr könnt freilich auch antworten und Reaktionen (Likes) abgeben.
- Kalender: Hier könnt Ihr Eure Meetings zeitlich planen.
- Dateien: Hier könnt Ihr auf in Teams hochgeladene Dateien zugreifen.
- Organisation: Hier seht Ihr, wer wo in der Organisation angesiedelt ist, wer Kolleg*innen und Vorgesetzte der gesuchten Person sind.
Wenn Ihr vom linken Bildrand aus nach rechts swipt, könnt Ihr diverse Einstellungen für Teams und fürs Gerät vornehmen. Wenn Ihr im Hauptbildschirm vom oberen Rand nach unten swipt, könnt Ihr den Sperrbildschirm aktivieren. Dieser hat noch eine praktische Funktion für grössere Büros: Andere Personen können im Sperrbildschirm auf Eurem Gerät in Eurer Abwesenheit eine Textnotiz hinterlassen.
Das Gerät im Test
Design
Das Design ist sicherlich Geschmackssache, aber das ThinkSmart View macht sich sehr gut auf jedem Schreibtisch, wie ich finde. Dank der Bauweise des fix eingebauten Standfusses könnt Ihr das Gerät sowohl quer als auch im Hochformat nutzen, je nachdem, wie es gerade besser passt. Die Verarbeitung des ca. ein Kilogramm wiegenden Displays wirkt äusserst wertig und höchst businesstauglich.
Inbetriebnahme
Einen Einschaltknopf hat das ThinkSmart View nicht – Netzteil einstecken, und das Gerät fährt hoch. Ihr braucht Euch bloss mit einem WLAN und mit Eurem Microsoft-Account zu verbinden, und schon seid Ihr parat. Je nach Nutzungsstil verbindet Ihr via Bluetooth noch ein Headset, idealerweise mit aktiver Unterdrückung von Störgeräuschen, und Euren Computer. Die Verbindung mit dem Headset macht es möglich, dass Ihr im Büro andere Gspändli weniger stört, die Verbindung mit dem Computer ermöglicht, dass Ihr zum Beispiel auf dem ThinkSmart View ein Gespräch führt, aber zu besprechende Dateien an den Rechner schickt, um sie auf dem grossen Screen anzuschauen.
Während Videocalls könnt Ihr wie gehabt fast dieselben Einstellungen vornehmen wie bei Teams am Computer oder am Smartphone (kommentieren, liken, Hand heben etc.). Ihr könnt sogar miteinander Ideen auf einem gemeinsamen virtuellen Whiteboard skizzieren oder eine PowerPoint-Präsentation teilen. Ihr könnt sogar Euren Hintergrund weichzeichnen oder aus einem Set von Hintergrundbildern wählen (wenn auch keine eigenen oder animierten, wie das auf PC möglich ist), wenn Ihr nicht allen Eure Wohnsituation zeigen möchtet.
Performance
Ein Betriebsgeräusch ist für mich nicht wahrzunehmen. Ton- und Bildqualität waren in meinen Anrufen stets erstklassig (!). Beim Öffnen grösserer Dateien machen sich kurze Ladezeiten bemerkbar. Kurz, aber nicht unbemerkt.
Ablenkungsärmeres Arbeiten
Wenn Teams auf diesem Zusatzdisplay ausgeführt wird, bleiben auf dem Arbeitsrechner mehr Ressourcen für anderes und auf dem Bildschirm mehr Platz während Gesprächen und Meetings, beispielsweise, um während des Meetings Notizen in OneNote zu machen.
Benachrichtigungen über neue Chatnachrichten oder verpasste Anrufe lasst Ihr am besten nur noch übers View laufen, wenn Ihr möglichst wenig Ablenkung mögt. Auf dem View könnt Ihr übrigens auch nach Tagen und Zeitfenstern einstellen, wann Benachrichtigungen stummgeschaltet werden.
In Verbindung mit einem per Bluetooth gekoppelten PC funktioniert das ThinkSmart View denn auch am besten als Second Screen. Über Teams empfangene Dateien lassen sich so auch an die Desktopanwendung schicken, um sie auf dem grösseren PC-Monitor zu betrachten.
Das ist vielfach auch nötig, denn – wie es der Name «View» schon sagt – ist das Gerät vor allem zum schnellen Betrachten von Informationen gedacht. Wer also beispielsweise während des Teammeetings Protokoll über eine in Teams hochgeladene Tabellendatei führt, kann das nicht übers ThinkSmart View machen. Zwar lässt es sich anschauen und mit zwei Fingern könnt Ihr rein und raus zoomen. Bearbeiten lassen sich hochgeladene Dateien nur auf PC. Auch der Chat, der einen grossen Teil der Teams-Aktivitäten ausmacht, ist trotz guter Bildschirmtastatur einfach komfortabler via PC – da kann das Gerät nichts dafür. Auch scheint die Teams-Version auf dem ThinkSmart View nicht mit allen Erweiterungen klarzukommen, z.B. mit dem ungemein praktischen Task Planner. Auch damit arbeitet Ihr weiterhin am PC. Was aber eine sehr erfreuliche Ausnahme ist: Das Whiteboard lässt sich wie erwähnt auch über den Touchscreen des ThinkSmart View befüllen und mit anderen teilen.
Der Anrufbildschirm: Hier seht Ihr die letzten Calls, könnt aufs gesamte Verzeichnis zugreifen und Sprachnachrichten abhören
Fazit
Das Lenovo ThinkSmart View ist zur richtigen Zeit auf den Markt gekommen. Mitten in der Pandemie haben mehr Unternehmen als je zuvor Microsoft Teams als Tool zur Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitenden im Homeoffice kennen und schätzen, manchmal vielleicht ob der Message-Flut auch fürchten gelernt (vgl. auch unseren Beitrag zu new work). Daher treffen Lenovos ThinkSmart View und die anderen Teams-Displays, die inzwischen auf den Markt gekommen sind, mit ihrer offiziellen Teams-Zertifizierung bei vielen Bildschirmarbeitenden einen Nerv.
Das Gerät lässt sich wirklich einfach bedienen. Die Tonqualität ist top, die Bildqualität für die Geschäftskommunikation ebenfalls. Gut gefallen hat mir, dass Mikrofon und Kamera nicht nur in der Benutzeroberfläche von Teams, sondern auch über physische Schalter deaktiviert werden können – das erhöht den Eindruck von Sicherheit. Und das Gerät ist wirklich wertig verarbeitet, was mir Freude macht.
Was ich persönlich schade finde: die Kamera lässt sich nicht ausrichten, d.h. Ihr müsst während dem Meeting Euch und das Gerät so positionieren, dass Euer Gegenüber Euch gut sieht. Auch fehlt mir persönlich die Möglichkeit, das Gerät per Akku zu betreiben. Und: Es kann halt «nur» Teams. Im Web surfen, Apps installieren, Zoom oder Webex Calls durchführen? Das geht damit nicht. Dafür ist es nicht gemacht, auch wenn die technische Ausstattung grundsätzlich auch dafür ausreichen würde. Wofür es stattdessen gedacht ist, das löst es richtig gut.
Wer soll sich das kaufen?
Nun zur Frage, wer sich das kaufen soll. Das Lenovo ThinkSmart View sehe ich im Moment vor allem im geschäftlichen Einsatz – als persönliches Videotelefon am Arbeitsplatz oder im Homeoffice, für Schreibtische, die Ihr mit Euren Gspändli teilt, oder für kleine Telefonräume. Insbesondere für all jene, die Teams- Aktivitäten auf einen Zweitbildschirm auslagern möchten.
Wer Teams nicht nutzt, wird vielleicht mit einem Android-Tablet in ähnlicher Preisklasse glücklicher. Wer lieber Wetterinfos und News anzeigt oder sein Smart Home steuern möchte, greift eher zu einem Smart Display.
Aber wie Ihr vielleicht schon wisst, wird Microsoft Teams ab Version 11 integraler Bestandteil des Windows-Betriebssystems (siehe unseren Blogbeitrag zu Windows 11). Damit ist klar: Microsoft will sich auch bei Privatanwender*innen Teams als universelle Kommunikationslösung positionieren. Daraus schliesse ich, dass so ein Gerät wie das ThinkSmart View künftig auch attraktiv für die Verwendung im Privatleben werden könnte. Und wer weiss, welche Funktionen Lenovo per Firmware-Update noch alle nachreicht. Wir werden es herausfinden!
Hinweise
Admins in Unternehmen können ihre Teams-Displays übrigens über Lenovos ThinkSmart Manager oder die Admin-Konsole in Teams konfigurieren. Hierzu noch ein Hinweis: Dieses Gerät ist im Auslieferzustand als «Teams Phone» konfiguriert und wird nur als solches von Teams erkannt. Um das Gerät als «Teams Device» zu nutzen, muss ein Update übers M365 Teams Dashboard gestartet werden. Falls Ihr kein Admin seid, bittet doch den Teams-Administrator in Eurem Unternehmen, das für Euch zu tun.
PR Manager
News-Jäger und -Sammler | 2006–2024 arbeitete ich bei BRACK.CH.
Alle Beiträge des Autors anzeigen