
Tap, tap, tap: Bringt es etwas, vor dem Öffnen auf eine Getränkedose zu klopfen?
Jeder von uns hat wohl mindestens eine Person im Freundeskreis, die darauf schwört, bei jeder Getränkedose drei Mal auf den Deckel zu klopfen, bevor sie sie öffnet. Oder wir tun es selber. Angeblich soll dieses Klopfen ja dafür sorgen, dass sich die Dose ohne Getränkefontäne öffnen lässt. Ich war da schon immer skeptisch und habe mich mal auf die Spur dieser Technik gemacht.
Zunächst einmal sollten wir klären, warum eine Dose mit einem kohlensäurehaltigen Getränk überhaupt überschäumen kann. Getränkedosen sind fast vollständig mit Flüssigkeit gefüllt. In dem kleinen Freiraum oberhalb des Getränks befindet sich gasförmige Kohlensäure, die mit der Zeit aus der Flüssigkeit aufsteigt. Bei einem offenen Behälter, wie etwa einem Trinkglas, würde diese Kohlensäure laufend «verpuffen». In der geschlossenen Dose sammelt sie sich jedoch an.
Wird die Dose nun geschüttelt, vermischt sich diese Kohlensäure mit dem Getränk. Sobald die Dose stillsteht, möchte die Kohlensäure wieder nach oben steigen. Dabei bleibt ein Teil in Form von Bläschen am Rand der Dose hängen. Wenn du die Dose öffnest, nimmt der Druck darin ab, weshalb die Bläschen grösser werden. Da sie leichter sind als Luft, steigen sie nach oben und aus der Dose hinaus. Dabei tragen sie einen Teil der Flüssigkeit mit sich – die Dose schäumt über.
Um dies zu verhindern, klopfen viele Menschen vor dem Öffnen leicht auf die Dose, oftmals genau drei Mal. Die Idee dabei: Durch das Klopfen lösen sich die Kohlensäure-Bläschen vom Rand der Dose und steigen nach oben. So sammelt sich die Kohlensäure wieder oberhalb des Getränks und kann entweichen, ohne Flüssigkeit «mitzunehmen». Sogar Coca-Cola selbst empfiehlt diese Technik im FAQ.
Nur leider ist dieses «Hausmittel» nicht wirklich effektiv, wie eine dänische Forschergruppe 2019 herausgefunden hat.
Die Wissenschaft schaltet sich ein
Ein Forscherteam der University of Southern Denmark und der Dänischen Technischen Universität wollte es genau wissen und hat die Klopf-Technik wissenschaftlich getestet*. Die Forscher haben rund 500 Bierdosen maschinell geschüttelt und 500 weitere Bierdosen als «Kontrollgruppe» ungeschüttelt belassen. Diese Dosen haben sie an freiwillige Tester und Testerinnen verteilt, die sie öffnen sollten. Die Hälfte der Testpersonen sollte dabei mit einem Finger drei Mal seitlich auf die Dose klopfen und die andere Hälfte ohne Klopfen direkt die Dose öffnen.
Das Resultat: Das Klopfen hatte keinen Einfluss. Es gab keinen nennenswerten Unterschied, wie viel Bier durch Überschäumen verloren ging, weder bei den geschüttelten noch bei den ungeschüttelten Dosen. Die Forscher empfehlen daher schlicht, geschüttelte Dosen einige Minuten ruhen zu lassen, bevor man sie öffnet.
Der deutsche Physiker Reinhard Remford hingegen sagt: An der Klopferei ist nicht grundsätzlich etwas falsch. Die drei bis fünf leichten Klopfer, die die meisten Leute machen, reichen schlicht nicht aus, um die Bläschen von den Dosenwänden zu lösen. Er rät: Schnipse mit dem Finger mehrmals kräftig gegen die Seite der Dose, immer von oben nach unten und einmal um die ganze Dose herum. So sollen sich die Bläschen von der Wand lösen und du kannst selbst eine geschüttelte Dose ohne «Fontäne» öffnen.
Nun, Probieren geht ja bekanntlich über Studieren:
Fazit: Nicht ganz so, wie ich mir das gedacht hatte. Zumindest ist die Cola nicht verschüttet. Die beste Lösung für eine intensiv geschüttelte Dose dürfte also eine Kombination aus beiden Empfehlungen sein: Zuerst abklopfen und dann zwei, drei Minuten warten.
*Die entsprechende Studie ist im Internetarchiv der Cornell University abrufbar: https://arxiv.org/abs/1912.01999
Erfrischung in Dosen
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Let the Beat Hit 'em! Als passionierter Hochzeits-DJ interessiere ich mich für alles, was Musik wiedergibt. Auch privat höre ich praktisch ununterbrochen Musik, sodass in der Wohnung der eine oder andere Lautsprecher herumsteht – von ganz klein bis ganz gross. Daneben schätze ich Filme und Games im Heimkino, geniesse einen guten Whisky (natürlich mit der passenden Musik im Hintergrund) und kurve mit meinem 20-jährigen Cabrio durch den Schwarzwald.
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