Verbrennungen im Alltag: Sofortmassnahmen und richtige Behandlung
Brühenden Kaffee ausgekippt, das heisse Backblech angefasst oder beim Bügeln nicht aufgepasst – kleine Verbrennungen kommen im Alltag relativ häufig vor. Zum Glück sind es meist oberflächliche Wunden, die in kurzer Zeit von selbst abheilen. Schwere Verbrennungen erfordern hingegen eine rasche medizinische Versorgung. Erfahren Sie, wie Sie leichte Verbrennungen selbst behandeln und wann Sie sich besser in ärztliche Behandlung begeben.
Was sind Verbrennungen?
Bei einer Verbrennung wird die Haut oder tieferliegendes Gewebe durch übermässige Einwirkung von Hitze verletzt. Bereits ab einer Temperatur von 45 Grad Celsius erleiden Hautzellen Schaden. Wie stark die Haut leidet, hängt nicht nur von der Temperatur ab, sondern auch davon, wie lange sie dieser ausgesetzt ist.
Mögliche Ursachen für Verbrennungen sind offenes Feuer, heisse Gegenstände, heisses Wasser oder Wasserdampf. Auch Gas und Strom können Verbrennungen verursachen. Eine Hautverletzung durch UV-Strahlen löst einen Sonnenbrand aus und zählt ebenfalls zu den Verbrennungen. Brandverletzungen durch heisse Flüssigkeit oder Dampf werden auch als Verbrühungen bezeichnet. Insbesondere bei Kindern sind sie die häufigste Ursache einer Verbrennung.
Leichte Verbrennungen sind schmerzhaft. Bei schweren Verbrennungen sind die Nervenendigungen beschädigt und dadurch das Schmerzempfinden gestört. Betroffene empfinden kaum oder keine akuten Schmerzen.
Erste Einschätzung der Verbrennung
Wie schlimm eine Verletzung ist, wird anhand des Schweregrads und der Ausdehnung der Brandverletzung eingeschätzt. Für die Ausdehnung betrachtet man die erkennbaren Gewebeschäden und setzt diese ins Verhältnis zur gesamten Körperfläche. Dabei entspricht eine Handfläche einem Prozent der gesamten Körperfläche. Das Ausmass lässt sich dementsprechend anhand einer gedachten aufgelegten Hand einschätzen. Sind zwei oder mehr Prozent der Körperfläche verbrannt, ist ärztliche Hilfe nötig. Zur Einschätzung wird auch die sogenannte Neuner-Regel verwendet:
- Je Arm: 9 Prozent
- Je Bein: 18 Prozent
- Kopf: 9 Prozent
- Brust und Bauch: 18 Prozent
- Rücken: 18 Prozent
- Genitalbereich: 1 Prozent
Der Schweregrad einer Verbrennung beschreibt die Tiefe der Verletzung. Es wird in vier Verbrennungsgrade unterteilt.
- Verbrennung 1. Grades: Nur die oberste Hautschicht, die sogenannte Oberhaut oder Epidermis, ist verletzt. Es zeigen sich schmerzhafte Rötungen und Schwellungen. Die Verletzung heilt in der Regel innerhalb von kurzer Zeit ohne sichtbare Spuren ab.
- Verbrennung 2. Grades: Zusätzlich zu den Rötungen und Schwellungen treten auch Brandblasen auf. Die Haut kann sich ablösen. Je nach Schwere ist nicht nur die Oberhaut, sondern auch die Lederhaut beschädigt. Es zeigen sich weissliche Verfärbungen auf der Haut. Da die Nerven nicht betroffen sind, ist eine Verbrennung 2. Grades mit Schmerzen verbunden. Die Heilung dauert mehrere Wochen und es können Hautveränderungen wie Narben oder eine abweichende Hautfarbe zurückbleiben.
- Verbrennung 3. Grades: Die Ober- und die Lederhaut sind komplett zerstört. Die Haut ist weiss, gräulich oder bräunlich verfärbt, lederartig und trocken. Da die Nervenendigungen zerstört sind, empfindet die betroffene Person keine Schmerzen. In manchen Fällen treten Schockzeichen wie Schweissausbruch, Übelkeit, Schwindel und Blässe auf.
- Verbrennung 4. Grades: Die Haut ist komplett verkohlt. Muskeln, Knochen und Gelenke können betroffen sein.
Bei Verbrennungen 2. Grades und aufwärts braucht es eine ärztliche Behandlung. Wichtig ist: Der Schweregrad kann sich in den nachfolgenden drei Tagen nach der Verletzung weiter erhöhen, da sich die Verbrennung im Gewebe weiter ausbreiten kann. Durch die Brandverletzung wird das umliegende Gewebe möglicherweise nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Dadurch kommt es zu weiteren Zellschädigungen. Fachpersonen sprechen von Nachbrennen.
Wann ärztliche Hilfe aufsuchen?
Nur kleine, oberflächliche Verbrennungen können Sie zuhause selbst behandeln. Bei tieferen und/oder grossflächigen Verletzungen ist eine rasche ärztliche Behandlung unbedingt notwendig. Gegebenenfalls muss ein Rettungsdienst gerufen werden. Folgende Anzeichen machen eine ärztliche Versorgung notwendig:
- Bei Blasenbildungen, vor allem an exponierten Körperstellen wie Gesicht, Händen, Gelenken oder Genitalien
- Wenn zwei oder mehr Prozent der Körperoberfläche betroffen sind
- Brandwunden mit weisser oder verkohlter Haut
- Wenn die verbrannte Haut gefühllos ist
- Bei Einatmung von Rauch
- Wenn die betroffene Person bewusstlos ist
- Wenn sich die Brandwunde entzündet
- Verbrennungen durch Chemikalien oder elektrischen Strom
Verbrennungen richtig behandeln
Bei einer Brandverletzung ist ein schnelles Handeln entscheidend. Als erstes stoppen Sie die Hitzeeinwirkung. Die weiteren Schritte der Erstversorgung hängen vom Ausmass der Verletzung ab.
Erste Hilfe bei kleinen Wunden
Kleine Verbrennungen 1. Grades können, wie bereits erwähnt, zuhause versorgt werden. Als erstes entfernen Sie die Kleidung von der verletzten Hautstelle. Falls der Stoff an der verbrannten Haut haftet, auf keinen Fall selbst entfernen, sondern einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Die Haut kann ansonsten weiter beschädigt werden.
Die wichtigste Massnahme bei leichten Verbrennungen ist Kühlung. Verwenden Sie dazu lauwarmes Wasser und kühlen Sie für 10 Minuten. Kälteres Wasser ist ungünstig, da es zusätzlich zu Kälteschaden kommen kann. Wenn der betroffenen Person kalt wird, unterbrechen Sie die Kühlung sofort. Bei Kindern halten Sie die Brandwunde nur ein paar Minuten unter lauwarmes Wasser, da sie sehr schnell auskühlen.
Leichte Verbrennungen ohne Blasenbildung benötigen keine spezielle Behandlung. Wichtig ist, dass Sie die Wunde sauber halten. Falls sich die Verletzung verschlimmert, begeben Sie sich in ärztliche Behandlung.
Erste Hilfe bei grossen Brandwunden
Grossflächige Verbrennungen sowie Verbrennungen 2. Grades oder höher brauchen ärztliche Versorgung. Bei schweren und grossflächigen Verbrennungen rufen Sie sofort den Notdienst.
Wenn die Kleidung nicht an der Haut haftet, entfernen Sie diese. Bei grossen Verbrennungen ist die Haut jedoch häufig mit der Wunde verklebt und darf nicht gelöst werden. Bei einer Verbrühung sollten Sie Kleider sofort entfernen.
Bis zur professionellen Versorgung durch medizinisches Fachpersonal decken Sie die Brandwunde mit einer sterilen Wundauflage ab und fixieren diese mit einem lockeren Verband.
Verzichten Sie auf Hausmittel
Hausmittel wie Mehl, Zahnpasta, Öl oder Honig haben auf einer Brandwunde nichts zu suchen. Die Brandverletzung zerstört die Schutzfunktion der Haut, weshalb sie anfällig für Keime und Bakterien ist. Diese können wiederum eine Infektion auslösen.
Einzig bei einem leichten Sonnenbrand können Aloe-Vera-Gel und ein Quarkwickel als Hausmittel dienen. Lesen Sie in diesem Beitrag mehr zur Behandlung von Sonnenbrand.
Wundpflege von kleinen Brandwunden
Stellen Sie sicher, dass die Brandwunde sauber bleibt. Die verbrannte Haut ist nun besonders empfindlich und anfällig für Infektionen. Als Wundauflagen eignen sich Hydrogel-Pflaster, die für ein feuchtes Wundmilieu sorgen. In der feuchten Wundumgebung können Hautzellen besser wachsen, was die Wundheilung fördert. Zusätzlich wirken Hydrogel-Pflaster schmerzlindernd und polstern die Wunde nach aussen.
Um die Schmerzen zu lindern, können kühlende Gels und Salben helfen. Achten Sie darauf, wasserbasierte und atmungsaktive Produkte zu verwenden. Fettbasierte und okklusive (verschliessende) Cremes eignen sich nicht, da sie die Poren verschliessen und die Wärmeabgabe der Haut behindern. Empfehlenswert sind das Brand- und Wundgel von Bepanthen sowie das octenisept Gel von Schülke. Die Produkte wirken kühlend und reduzieren dadurch den Schmerz. Zusätzlich bilden sie eine Schutzschicht gegen Keime und beschleunigen die Wundheilung.
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