So wichtig ist saubere Raumluft für die Gesundheit
Dass Sie Luft zum Atmen haben, während Sie diese Zeilen lesen, ist glücklicherweise eine Selbstverständlichkeit. Welche Bedeutung die Luft für Ihr Leben hat, merken Sie erst, wenn Sie sich vor Augen führen, wie viele Liter Sie davon täglich ein- und ausatmen. Vielleicht gehören Sie zu der überwiegenden Mehrheit, die einen grossen Teil des Tages in Innenräumen verbringt. Dort liegt die Qualität der Atemluft meistens deutlich unter derjenigen der Aussenluft und wird von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Welche das sind, zeigen wir in diesem Beitrag.
Die Bedeutung der Atemluft in unserem Alltag
Erwachsene Menschen atmen durchschnittlich ungefähr 17-mal pro Minute ein und aus, beim Schlafen langsamer, bei körperlicher Anstrengung schneller. Sie machen also knapp 25'000 Atemzüge, Schulkinder ca. 30'000 bis 40'000 und Säuglinge sogar bis zu 65'000 pro Tag. Die Menge der pro Atemzug aufgenommenen Luft ist ebenfalls vom Alter und von der Tätigkeit, aber auch vom Lungenvolumen abhängig. Sportlerinnen und Sportler sowie Menschen, die regelmässig anstrengende körperliche Arbeit verrichten, trainieren zusammen mit ihrer Ausdauer automatisch auch ihre Lunge und damit die Luftaufnahmefähigkeit. Durchschnittlich atmen wir pro Atemzug ungefähr einen halben Liter Luft ein und aus. Pro Tag sind das also ca. 12'500 Liter und über ein durchschnittliches Menschenleben hinweg rund 300 Millionen Liter. Das ist sehr viel mehr, als wir in der gleichen Zeit Nahrung oder Flüssigkeit zu uns nehmen. Unter diesem Aspekt erscheint es nur logisch, dass die Luft, die wir atmen, möglichst sauber sein und keine Stoffe enthalten sollte, die uns Schaden zufügen können.
Die Zusammensetzung der Luft
Frische Atemluft besteht aus ca. 78 % Stickstoff (N₂), 21 % Sauerstoff (O₂), einem knappen Prozent des Edelgases Argon und einer Vielzahl weiterer Komponenten mit sehr viel geringeren Anteilen. Zu diesem "Rest" gehört mit 0,04 % auch das Kohlenstoffdioxid (CO₂), das unter anderem durch die Zellatmung bei Lebewesen oder die Verbrennung kohlenstoffhaltiger Substanzen entsteht. Je nach Nähe zu CO₂-ausstossenden Quellen variiert dieser Wert ein wenig. So ist er in ländlichen Gebieten tiefer als in städtischen. Abseits der Zivilisation, beispielsweise im Hochgebirge, ist die Luft nochmals etwas reiner als auf dem Land. In unseren Breitengraden erhöht ausserdem im Winter das Heizen die Konzentration von Kohlendioxid, weshalb sie zur kalten Jahreszeit etwas höher ist als im Sommer.
Innerhalb eines Raumes oder einer Wohnung mit geschlossenen Türen und Fenstern verändert sich die Beschaffenheit der Luft, während sich dort Menschen oder Tiere aufhalten. Auch Pflanzen sowie Gegenstände, Bodenbeläge oder Gebäudeteile aus bestimmten Materialien beeinflussen die Zusammensetzung.
Veränderungen im Verhältnis zwischen Sauerstoff und Kohlendioxid in der Raumluft
Die Luft, die wir ausatmen, enthält nur noch 16 % Sauerstoff, aber dafür 4 % Kohlenstoffdioxid. Der Sauerstoffgehalt verringert sich in dem halben Liter Luft, den wir pro Atemzug aufnehmen und wieder ausstossen, um ca. einen Viertel. Gleichzeitig steigt der Gehalt an CO₂ in der gleichen Luftmenge auf das Hundertfache an. In einem geschlossenen Zimmer verändert sich also das Verhältnis zwischen Sauerstoff und Kohlendioxid mit jedem Atemzug jeder anwesenden Person ganz wenig zugunsten von Letzterem. Bei mehreren Personen in einem kleinen Zimmer bemerken wir die Auswirkungen dieser Veränderungen deutlich schneller als in einem grösseren Raum mit weniger Menschen. Das Problem ist dabei nicht der sehr langsam sinkende Sauerstoffgehalt, sondern der verhältnismässig schnell ansteigende Anteil an CO₂. Empfindliche Menschen reagieren bereits ab ca. 0,2 % CO₂ in der Raumluft mit Müdigkeit und Unbehagen. Ab ca. 1 % bekommen auch weniger sensible Personen Kopfschmerzen und Schwindelgefühle und werden spätestens dann die Fenster öffnen oder den Raum verlassen.
Ansteckungsrisiko verringern durch Messung des CO₂-Gehalts
Da die ausgeatmete Luft auch Aerosole enthält, die Krankheitserreger übertragen können, bietet sich der CO₂-Gehalt in einem Zimmer als Anhaltspunkt an, wann Sie lüften sollten. Indem Sie den Anteil an Kohlenstoffdioxid in der Raumluft messen und rechtzeitig für frische Luft sorgen, reduzieren Sie gleichzeitig Schadstoffe und Erreger und damit das Ansteckungsrisiko für die anwesenden Personen. Detaillierte Informationen zu CO₂-Messgeräten und Smart-Home-Lösungen finden Sie in diesem Beitrag.
CO₂-Angabe in ppm (parts per million)
Da der CO₂-Gehalt in frischer Luft sehr gering ist, wird er insbesondere in Technik und Wissenschaft nicht in Hundertstel (Prozent), sondern in Millionstel (parts per million) angegeben. Sein Anteil von 0,04 % an der Luft unserer Atmosphäre entspricht also 400 ppm.
Die Grenzwerte für hohe, mittlere und tiefe Luftqualität anhand einer Messung der CO₂-Konzentration sind nicht überall gleich. So machen nicht nur Behörden in verschiedenen Ländern unterschiedliche Angaben, sondern die Schwellenwerte können auch in verschiedenen Messgeräten mit Luftqualitätsanzeige oder -alarm unterschiedlich eingestellt sein.
Gemäss der Norm SIA 382/1 des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins gelten bei uns folgende Richtwerte zur Beurteilung der Raumluftqualität:
< 800 ppm: hohe Raumluftqualität
800–1000 ppm: mittlere Raumluftqualität
1000–1400 ppm: mässige Raumluftqualität
> 1400 ppm: niedrige Raumluftqualität
Das deutsche Umweltbundesamt hat seine Leitwerte etwas höher angesetzt:
< 1000 ppm: hygienisch unbedenklich → keine Massnahmen notwendig
1000–2000 ppm: hygienisch auffällig → Lüften notwendig
> 2000 ppm: hygienisch inakzeptabel → Belüftbarkeit des Raums prüfen, ggf. weitere Massnahmen einleiten
Weitere schädliche oder unerwünschte Stoffe in der Raumluft
Während Kohlenstoffdioxid zwar das häufigste Problem im Zusammenhang mit der Raumluft darstellt, ist es bei weitem nicht das einzige. In der Aussenluft befinden sich Schadstoffe, die unter anderem von Verkehr, Heizungen, Industrie- oder Gewerbebetrieben verursacht werden. Durch den Luftaustausch, beispielsweise beim Lüften, gelangen sie in die Raumluft. Im Inneren eines Gebäudes geben wiederum zahlreiche Einrichtungsgegenstände, Geräte und Materialien kontinuierlich oder bei Verwendung bestimmte Substanzen an die Raumluft ab. Auch wir Menschen haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Luftqualität: Neben dem bereits erwähnten CO₂-Ausstoss beim Atmen gelangen auch bei gewissen Tätigkeiten wie beim Putzen, Basteln, Rauchen oder Kochen (insbesondere Anbraten und Grillieren) Schadstoffe in die Luft. Bei den meisten dieser Emissionen handelt es sich entweder um unsichtbar winzige Partikel oder um farb- und geruchlose gasförmige Stoffe. Je nach Schadstoff können diese Partikel oder Gase in kleinerer oder grösserer Konzentration in der Raumluft negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben.
Was ist Feinstaub?
Als Feinstaub (Englisch: particulate matter bzw. PM) bezeichnen wir unsichtbar kleine Staubpartikel verschiedenen Ursprungs und Materials in der Luft. Diese Partikel gehören zum Schwebstaub, da sie nicht sofort zu Boden sinken und wir sie über Mund und Naseneinatmen. Je nach Grösse dringen sie unterschiedlich weit in unsere Atmungsorgane vor. Im schlimmsten Fall verursachen sie Entzündungen in unseren Zellen und beeinträchtigen so die Atemwege, das Nerven-, das Herz-Kreislaufsystem oder den Stoffwechsel. Besonders belastet Feinstaub Menschen mit vorgeschädigten Atemwegen, jüngere Kinder und ältere Personen. Je nach Beschaffenheit und Ursprung werden die Partikel auch als krebserregend eingestuft.
Nach ihrer Korngrösse werden Feinstaub-Partikel in die folgenden drei Kategorien eingeteilt:
PM10 (Grobfraktion): Partikel mit einem Durchmesser von bis zu 10 µm (Mikrometer) werden grösstenteils bereits in der Nase oder der Luftröhre abgefangen.
PM2.5 (Feinfraktion): Partikel mit einem Durchmesser von bis zu 2.5 µm (Mikrometer) dringen bis in die Bronchien, Bronchiolen und Lungenbläschen vor.
PM0.1 (Ultrafeinstaub): Partikel mit einem Durchmesser von bis zu 0.1 µm (Mikrometer) dringen am tiefsten in die Lunge vor und können von dort auch in das Blut oder in das Lymphsystem gelangen. Aufgrund ihrer Winzigkeit sind sie bisher noch am wenigsten erforscht.
Weiterhin wird zwischen primären Partikeln und sekundären Partikeln unterschieden. Primäre Partikel entstehen durch Verbrennungsprozesse (z. B. durch Motoren, Heizungen oder Kerzen), werden durch Abrieb von Reifen, Bremsen oder Strassenbelag aufgewirbelt oder stammen aus natürlichen Quellen. Sekundäre Partikel bilden sich in der Luft aus bestimmten gasförmigen Stoffen wie beispielsweise Ammoniak, Schwefeloxid, Stickoxid oder flüchtigen organischen Verbindungen (VOC).
Schadstoffe in der Raumluft messen und bekämpfen
Falls Sie Ihre Luft auf mögliche Schadstoffe überprüfen möchten, stehen Ihnen verschiedene Möglichkeiten offen. Sehr zuverlässig, aber auch kostspielig, ist eine Raumluftbeurteilung und -messung durch ein Bau- oder Ingenieursunternehmen, das auf den Bereich der Baubiologie und Wohngesundheit spezialisiert ist.
Unterschiedliche Messgeräte überwachen die Konzentrationen bestimmter Schadstoffe und zeigen die gemessenen Werte an oder geben als Gefahrenmelder sogar Alarm, wenn diese Werte eine festgelegte Schwelle überschreiten.
Wissen Sie, was in der Luft liegt, die Sie atmen?
Mehr erfahrenEine günstigere, aber etwas weniger zuverlässige Methode zum Messen von Raumluftschadstoffen sind so genannte Selbsttests, die Sie selbst zu Hause anwenden können. Diese Testkits sind bei spezialisierten Händlern und im Internet erhältlich. Da die meisten dieser Tests Ihnen nur die Konzentration einer bestimmten Substanz in der Luft angeben, sollten Sie vor dem Kauf bereits wissen, welchen Schadstoff Sie messen möchten.
Wenn Sie wissen, womit Ihre Luft belastet ist, und Sie die Ursache kennen, sollten Sie wenn möglich diese bekämpfen. In vielen Situationen, beispielsweise bei Schadstoffen, die durch Verkehr oder Industrie verursacht werden, ist das jedoch schwierig bis unmöglich. In solchen Fällen hilft Ihnen entweder ein fest installiertes Lüftungssystem oder ein mobiles Gerät, das schädliche und unerwünschte Partikel und Gase aus der Raumluft filtert. Lesen Sie in unserem Ratgeber zu Luftreinigern, worauf Sie beim Kauf eines solchen mobilen Gerätes achten sollten.
Einige allgemeine Tipps und Hinweise zum Verbessern und/oder Erhalten der Luftqualität finden Sie in der folgenden Anleitung: So erreichen Sie zu Hause eine gute Luftqualität.
Luftqualität und Allergien
Allergien sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet und reichen von Heuschnupfen und Tierhaaren über Ohrstecker aus Metall bis hin zum Bienenstich oder zu einer Nahrungsmittelunverträglichkeit. Die meisten von uns sind entweder selbst betroffen oder kennen mehrere Personen, die unter einer leichteren oder schwerwiegenderen Allergie leiden. Allergikerinnen und Allergiker sind oft auch in den eigenen vier Wänden beeinträchtigt. Denn viele Allergene verstecken sich im Hausstaub oder schweben neben diesem mehr oder weniger unbemerkt durch die Raumluft. Zu den verbreitetsten durch die Luft übertragenen Allergenen gehören Pollen und verschiedene Eiweisse in Aus- und Abscheidungen von Haustieren wie Urin, Kot, Speichel, Haaren, Schuppen oder Federn. Auch der Kot von Hausstaubmilben sowie Sporen von Schimmelpilzen verursachen häufig Allergien. Ihr Vorkommen in der Raumluft steht in Zusammenhang mit der Luftfeuchtigkeit, da sich sowohl die Milben als auch die Schimmelpilze erst ab ca. 55 bis 60 % relativer Luftfeuchtigkeit vermehren.
Luftreiniger mit einem Hochleistungs-Partikelfilter (EPA-/HEPA-Filter) entfernen die meisten verbreiteten Allergene aus der Luft. Falls Sie oder Personen, die mit Ihnen zusammenleben, jedoch auf Milben oder Schimmelpilze allergisch reagieren, hilft Ihnen unter Umständen ein Luftentfeuchter. Insbesondere, wenn die Luftfeuchtigkeit in Ihrem Zuhause eher hoch ist, unterstützt Sie ein solches Gerät dabei, die Ursache und nicht die Symptome zu bekämpfen.
Was ist das Sick-Building-Syndrom?
Das Sick-Building-Syndrom (SBS, «Gebäudekrankheit») ist ein Überbegriff, der verschiedene Krankheitssymptome zusammenfasst, die anscheinend mit längerem Aufenthalt in bestimmten Gebäuden bzw. Innenräumen in Verbindung stehen. Es handelt sich grösstenteils um Symptome, die unter anderem von trockener Luft oder Schadstoffen in der Atemluft verursacht werden können. Die genaue Ursache ist beim Sick-Building-Syndrom jedoch nicht bekannt. In vielen Fällen spielen neben ungenügender Raumluftqualität auch psychologische Einflüsse wie beispielsweise nicht zufriedenstellende Arbeitsbedingungen eine Rolle.
Die Symptome sind sehr vielfältig und unspezifisch. Neben Allergien, Kopfschmerzen, Reizungen der Augen oder Atemwege, Störungen der Herz-, Nieren- oder Leberfunktion werden auch Depressionen sowie eine allgemeine Überempfindlichkeit gegenüber Chemikalien mit SBS in Zusammenhang gebracht.
Störende Gerüche in der Raumluft
Für unangenehme Gerüche in der Wohnung gibt es viele verschiedene Gründe und Quellen. Zu den häufigsten Ursachen gehören Abfälle, verdorbene Lebensmittel, offener oder versteckter Schimmelbefall, verschwitzte Kleidungsstücke oder auch die Ausdünstungen der zwei- oder vierbeinigen Bewohner und Bewohnerinnen. Schlechte Gerüche bekämpfen Sie also am wirkungsvollsten, indem Sie diese Quellen ausfindig machen und anschliessend so gut wie möglich vermeiden oder eindämmen. Natürlich hilft auch regelmässiges Lüften, behebt aber in den meisten Fällen nicht die Ursache, weshalb sich die gleichen Gerüche nach einer gewissen Zeit erneut bemerkbar machen.
Allgemein wirkungsvoll gegen störende Gerüche sind Luftreiniger, die mit einem Aktivkohlefilter ausgestattet sind.
Speziell in der Küche und vorwiegend gegen Gerüche, die beim Kochen entstehen, helfen Dunstabzugshauben mit Abluftsystem oder solche mit Umluftsystem und Geruchsfilter mit Aktivkohle.
Die meisten Luftentfeuchter reduzieren muffige oder modrige Gerüche, die in direktem Zusammenhang mit der Luftfeuchtigkeit im Raum stehen. Einige Geräte sind mit zusätzlichen Aktivkohlefiltern ausgestattet, die auch andere Gerüche aus der gereinigten Raumluft entfernen. Ausführliche Informationen sowie Tipps und Hinweise zu diesen Geräten erhalten Sie in unserem Ratgeber zu Luftentfeuchtern.
Bestimmte Staubsaugermodelle sind ebenfalls mit einem Aktivkohlefilter ausgestattet, der verhindert, dass unangenehme Gerüche aus dem Staubbeutel wieder in die Raumluft gelangen. Insbesondere bei vielen Tierhaaren oder regelmässigem Zigarettenrauch in der Wohnung ist ein Geruchsfilter im Staubsauger empfehlenswert.
Bei Lufterfrischern bzw. Aromaverneblern handelt es sich um Raumklimageräte, die mittels Ultraschallvernebelung oder eines Ventilators Duftstoffe in der Luft verteilen, welche die unangenehmen Gerüche überdecken. Neben elektrischen Geräten wirken auch Raumdüfte in Form von Sprays, Gel oder Flüssigkeiten gegen unangenehme Gerüche.
Lesen Sie hier, was Sie für ein optimales Raumklima tun können
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